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Der Spenden-Schanigarten

Von Anja Stegmaier

Wirtschaft
Finanzierung unter Freunden: Simon Moser und Magali Castan haben sich sehr über das Engagement ihrer Stammkunden gefreut.
© Maria von Usslar/Café Trabant

Magali Castan und Simon Moser vom Café Trabant fehlte in der Krise das Geld für eine Investition. Mittels Crowdfunding finanzierten ihre Stammgäste den neuen Schanigarten.


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Gerade einmal etwas mehr als ein Jahr hatte das Café Trabant in Wien Währing geöffnet, dann mussten Simon Moser und Magali Castan im März 2020 zusperren wegen des ersten Lockdowns. Für die kommende Sommersaison hatten sie auf einen neuen Schanigarten gespart. Mit den wegbrechenden Einnahmen war die geplante Investition passé.

"Es hat sehr lange gedauert, bis man die staatlichen Hilfen beantragen konnte, und noch länger bis das Geld gekommen ist", erzählt Moser. "Der Fixkostenzuschuss ist erst im Juli bei uns angekommen, auch der Härtefallfonds war nicht sehr umfangreich und sehr langsam", so der Lokalbetreiber. Bei der Bank beantragten die Jungunternehmer einen Übergangskredit, um auch den neuen Schanigarten zu finanzieren, doch dieser wurde nicht in der benötigten Höhe genehmigt und das Geld kam auch viel später als benötigt. "Die große finanzielle Unsicherheit war sehr belastend", erzählt Moser.

Stammgäste, Freunde und Bekannte fragten die Wirte, was sie tun könnten, um das Café zu unterstützen. Spenden? Gutscheine kaufen? Bei anderen Lokalbetreibern beobachteten die Unternehmer, dass sich diese mittels Crowdfunding über Wasser hielten. "Wir sind eigentlich nicht so internetaffin, aber Freunde haben uns gut zugesprochen, dass wir das auch schaffen können", sagt Moser.

Der Schanigarten des Café Trabant wurde mittels Crowdfunding in der Corona-Krise finanziert.
© Die Lichtbildnerei / Café Trabant

"Das hat uns voll aus den Schuhen geschossen"

Über Crowdfunding-Plattformen wie startnext.com kann ein Unternehmen oder eine Person ein Projekt mittels Spenden finanzieren. Das Projektziel für den Trabant-Schanigarten betrug 5.000 Euro. Als Dankeschön erhalten die Spender einen Gutschein oder symbolische "Dankeschöns". Das Trabant bot etwa eine Widmung an einer Zaunlatte des Gartens oder eine Patenschaft für eine Pflanze an, der man einen eigenen Namen geben konnte. Letztlich hat der neue Schanigarten 7.000 Euro gekostet - doch auch dieser Betrag konnte mit der Aktion finanziert werden. Normalerweise dauert so ein Crowdfunding einen Monat, bei uns waren die 5.000 Euro schon nach zwei Tagen zusammen, erzählt Moser - "das hat uns voll aus den Schuhen geschossen."

Der Wirt kann die alternative Finanzierung empfehlen. "Letztlich war es sehr schön, das zu machen, weil es ein kreativer Umgang mit einem Problem ist. Und es war überwältigend zu sehen, wie großzügig unsere Stammgäste und Freunde waren", so Moser. Die Aktion sei total gut angekommen, "die Leute haben mit Begeisterung besonders bei den symbolischen Unterstützungen mitgemacht. Das war eine tolle Erfahrung, wie man die Bindung zu seinen Gästen intensivieren kann", berichtet der Wirt. Crowdfunding fungiert durchaus auch als Kundenbindungsinstrument, was von den Lokalbetreibern aber gar nicht beabsichtigt war. "Für ganz viele Projekte und Branchen ist das eine super Möglichkeit, ohne eigenes Kapital etwas aufstellen zu können", sagt Moser.

Bei Startnext gibt es heuer wieder eine spezielle Corona Hilfsaktion. Besonders Leuten, die nicht so internetaffin oder eventuell etwas älter sind, wird da unter die Arme gegriffen, berichtet Moser. "Wir würden es wieder machen. Auch wenn ich unsere Freunde ungern noch einmal um Geld bitten würde."

Der neue Schanigarten steht derweil in Währing bereit und wartet auf seine Gäste.

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