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Der Staat braucht Hilfe

Von Walter Hämmerle

Leitartikel
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Aus irgendwelchen Gründen gibt es eine erstaunlich große Zahl an Menschen, die im Staat die ultimative Lösung aller Probleme erblicken. Die hierzulande mittlerweile sieben Jahrzehnte andauernde Erfolgsgeschichte hat dazu sicherlich beigetragen. Dass der Staat grundsätzlich auch anders kann, ist hierzulande jedoch gänzlich aus der kollektiven Erinnerung getilgt.

Wie sehr in den Köpfen vieler der Staat ein Monopol auf die Besorgung des Allgemeinwohls hat, zeigt sich aktuell, als Facebook-Gründer Zuckerberg zur Feier der Geburt seiner ersten Tochter verkündete, er werde dereinst 99 Prozent seiner Aktien für wohltätige Zwecke verwenden. Nicht als Spende, sondern als Reinvestition in ein dem Gemeinwohl verpflichtendes Unternehmen. Gewinne nicht ausgeschlossen.

Während in den USA schon Lobeshymnen auf den künftigen Philanthropen gesungen wurden, schlug Zuckerberg hier Kritik entgegen: Statt Wohltäter zu spielen, solle der Facebook-Gründer lieber ordentlich Steuern zahlen. Würden auch die Reichen und Superreichen ihren Anteil beitragen, so das Argument, wäre der Staat nicht auf Wohltäter angewiesen. Der Aufforderung zur anteiligen Steuerleistung ist uneingeschränkt zuzustimmen. Dass sich mit mehr Geld für den Staat aber alle Probleme einer Gesellschaft lösen ließen, ist doch eher zweifelhaft. Auch ein Staat, der ja nichts anderes ist als eine hochspezialisierte Verwaltungsbürokratie mit Exekutivaufgaben, braucht nämlich Hilfe.

Wie sehr, hat sich erst vor wenigen Wochen quer durch Österreich gezeigt: Ohne die freiwilligen Helfer wäre der starre Beamtenstaat an der Bewältigung der Flüchtlingskrise eindrucksvoll gescheitert. Müsste unser Gemeinwesen für jeden einzelnen Dienst, den Bürger freiwillig für die Allgemeinheit erbringen, selbst sorgen, wir würden unseren Alltag nicht wiedererkennen.

Und das gilt auch für das Engagement verfemter Superreicher. Nur ein Beispiel: Die Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates ist mittlerweile der größte nichtstaatliche Finanzier für Fragen der Weltgesundheit.

Die USA haben beileibe kein perfektes System. Und natürlich hat die Spendenfreudigkeit seiner Supereichen auch damit zu tun, dass sich möglichst nichts am US-Kapitalismus ändert. Dass der Staat allerdings auch in Europa Hilfe und Helfer braucht - und nicht nur Steuerzahler -, ist aber genauso wahr. Und das ist gut so.