Die verfassungswidrige Übernahme der Regierungsgeschäfte in Togo durch den Sohn des vor eineinhalb Wochen verstorbenen Diktators Gnassingbé Eyadéma hat bis heute anhaltende heftige Kritik im In- und Ausland ausgelöst. Das Prinzip Willkür könnte diesmal scheitern.
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Der mit 38 Jahren am längsten amtierende Staatschef Afrikas, Gnassingbé Eyadéma, ist tot. Der Präsident der westafrikanischen Republik Togo starb am 5. Februar 2005 im Alter von 69 Jahren. Eyadéma kam 1967 durch einen Militärputsch an die Macht. Die Autorität seiner Macht festigte er nicht nur mit Hilfe der äußerst brutal agierenden Armee, sondern auch durch eine Instrumentalisierung des ethnischen Gefüges im Land. Schon 1967 machte er klar, er gehe davon aus, dass seine eigene Ethnie - die Kabyè aus dem Norden Togos - in einer "senkrechten Wanderung" direkt vom Himmel gekommen und daher von göttlicher Abstammung sei.
Dieses Konzept setzte er ab 1974 in die Praxis um. So legitimierte Eyadéma die dauerhafte Verankerung der Kabyè an der Macht, was sämtlichen demokratischen Grundregeln widerspricht. Manifestiert hat sich dieser Eindruck durch die Ernennung seines Sohnes Faure Essozimna Gnassingbé als Nachfolger des verstorbenen Herrschers.
Laut der Verfassung hätte Parlamentspräsident Sambaré Natchaba Ouattara interimistisch die Präsidentschaft übernehmen und innerhalb von sechs Monaten freie und demokratische Wahlen abhalten müssen. Leider war er zu dieser Zeit im Ausland. Die Air-France-Maschine mit der er heimkehren wollte, musste nach Benin umgeleitet werden, weil die Grenzen Togos - auch für den Parlamentspräsidenten - nach dem Tod Eyadémas gesperrt wurden. Pech für die Bevölkerung Togos.
Eyadéma verbrachte 38 Jahre an der Macht und war unfähig ein funktionsfähiges Krankenhaus für sich selbst und seine Landsleute aufzubauen. Diktaturen in Gabun, Kamerun, Kongo und Burkina Faso lassen grüßen. Er starb auf dem Weg ins Ausland wo er sich behandeln lassen wollte.
Die Zukunft Togos ist ungewiss. Gnassingbé ist nicht legitim an die Macht gekommen. Die Afrikanische Union spricht von einem "militärischen Staatsstreich" und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS droht mit Isolation. Die Proteste
der Opposition halten unvermindert an. "Unser Kontinent duldet keine Staatsstreiche mehr", erklärte der ECOWAS- Vorsitzende Mohammed Ibn Chambas. Das Prinzip Willkür könnte diesmal scheitern.