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Der Starke ist eben oft allein

Von Walter Hämmerle

Politik

Wien - Mehr als ein Jahr ist seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf das "World Trade Centre" in New York und das Pentagon in Washington vergangen und noch immer sind deren langfristige Folgen nicht gänzlich absehbar. Eine Konferenz an der International University Vienna beschäftigte sich mit den Veränderungen in der Struktur der internationalen Politik sowie der Rolle der Medien.


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Fred Korkisch, Lektor für Internationale Beziehungen, meinte, dass es lediglich feststehe, dass die USA gestärkt aus dem vergangenen Jahr hervorgingen: Ihr Hang zum Unilateralismus werde - wenn auch zähneknirschend - akzeptiert. Diesem Befund widerspreche auch nicht der Widerstand der europäischen Verbündeten im Hinblick auf das US-Vorgehen gegen den Irak.

Dieser habe vor allem innenpolitische Gründe. Besonders in Frankreich und Deutschland eigneten sich antiamerikanische Töne noch immer zur Mobilisierung. Abseits der eigenen Öffentlichkeit würden die Gegenstimmen zu den USA jedoch weitgehend verstummen. "Double hat policy" nennt man diese nach opportunistischen Gesichtspunkten ausgerichtete Politik.

Selbstkritisch beleuchtete der EU-Abgeordnete Hannes Swoboda die Rolle Europas. Für die EU sei die Bekämpfung des Terrorismus unter den gegebenen Bedingungen suspekt. Vor allem die Legitimierung von Krieg und "Preemptive Strikes" durch die neue US-Sicherheitsdoktrin würden kritisch gesehen. Zusammen mit den unterschiedlichen Standpunkten innerhalb der EU mache dies Europa zu keinem leichten Partner für die USA.

Die Entwicklung an den Weltbörsen widerspiegle das seit September 2001 vorherrschende Gefühl einer tiefgehenden und durchaus nachhaltigen Unsicherheit. Zwar versuche noch jeder seine "Schäfchen" ins Trockene zu bringen, doch sei dies in einer eng verwobenen Welt nicht mehr länger möglich. Isolationismus bleibt so ein reines Lippenbekenntnis und Wunschdenken.

Kritisch mit der Rolle der Medien setzte sich Brigadier Hermann Loidolt, Chief Military Observer der UN-Mission für den Kaschmir-Konflikt, auseinander. So sei die Situation vor Ort in vielen Fällen anders als von CNN oder BBC berichtet. Die Medien seien hier eher Spielball der Konfliktparteien als objektive Beobachter. Vor allem der Umstand, dass Teilnehmern an Demonstrationen vergleichsweise hohe Summen bezahlt werde, bliebe völlig unberücksichtigt. Dies zeige sich auch in den aktuellen Entwicklungen rund um einen möglichen Irak-Krieg, wo auch nur annähernde Objektivität in vielen amerikanischen Medien völlig auf der Strecke bliebe.