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Der starke Mann und seine Fans

Von Bernhard Baumgartner

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Beunruhigende Nachrichten aus Europa: Es wächst offenbar der Wunsch nach autoritären Regierungsformen. In Großbritannien und Frankreich sind mehr als 40 Prozent der Ansicht, dass ein "starker Mann" an der Spitze gebraucht werde, der sich nicht um Parlament oder Wahlen schert. Fast jeder dritte Deutsche ist derselben Ansicht. In Ländern wie Portugal oder Polen liegt dieser Anteil sogar bei über 60 Prozent. Das sagt eine Studie von Wissenschaftern der Universität Bielefeld im Auftrag der SPD.


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Dass das letzte Experiment in dieser Richtung ein mehr als bitteres Ende nahm, dürften einige dabei schon wieder vergessen haben. Ob die Antwort auf die Frage nach dem ominösen "starken Mann" in Österreich maßgeblich anders ausfallen würde? Damit ist wohl nicht zu rechnen. An Unzufriedenheit mit dem politischen Sittenbild - hingebungsvoll geschürt auch von einem bissfesten Boulevard - mangelt es jedenfalls auch hierzulande nicht. Dazu kommt, dass auch hierzulande rustikale Machtpolitiker gegenüber zögerlichen Nachdenkern auf der Beliebtheitsskala im Vorteil sind.

Politische Prozesse, die nicht einmal mehr von Experten verstanden werden, eine Krise, die die wenigsten verursacht, aber alle zu büßen haben, sowie eine diffuse Unzufriedenheit mit "denen da oben" oder Brüssel tun da ein Übriges. Hier kann nur Aufklärung helfen. Ignorieren ist jedenfalls der falsche Weg.