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Der Status Quo spricht für Cristina Kirchner

Von Alexander U. Mathé

Analysen

Alles ist unter Dach und Fach, sagen Umfragen und Experten. Korruption, schleichende Inflation und die Angst vor einer Energiekrise in Argentinien haben dem präsidialen Ehepaar Kirchner nichts anhaben können - selbst wenn Cristina Fernandez de Kirchner bei der Wahl des Staatsoberhaupts am Sonntag nicht die 40 Prozent-Marke erreichen und ein zweiter Wahldurchgang nötig werden sollte.


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Besonders beliebt sind die Kirchners in den ländlichen Gebieten Argentiniens, die einen Aufschwung erleben, seitdem Néstor Kirchner Präsident ist. Doch vor allem in der Hauptstadt Buenos Aires ist seine Frau nicht gerade populär, wenn man sich auf der Straße umhört, in den Büros sowieso nicht. Dass sie voraussichtlich viele Menschen trotzdem wählen werden, dürfte mit der Angst vor dem zusammenhängen, was vor der Ära ihres Mannes war. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an den wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes, an die verzweifelten Demonstrationen mit Dutzenden Toten, an geplünderte Supermärkte. Ein Präsident nach dem anderen scheiterte an der Aufgabe, das Land zu sanieren, und musste schon bald seinen Hut nehmen.

Erst Néstor Kirchner gab Argentinien wieder Stabilität, und genau die suchen die Wähler. Hauptsache, es ändert sich nichts, Hauptsache, alles bleibt, wie es ist, ist das Credo vieler Argentinier. Nur ja nicht zurückfallen in die schlimmen Zeiten. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube am Dach.

Cristina Kirchner steht für die Beibehaltung des Wegs der Stabilität, wie ihn ihr Mann beschritten hat. Dafür heimst sie die Stimmen von Wählern ein, die sie eigentlich gar nicht sympathisch finden. Somit gilt der Sieg Kirchners als absolut sicher. Das wiederum führt jedoch zu einer Wahl, die für argentinische Verhältnisse völlig untypisch ist: Es ist höchst selten, dass irgendwo politische Emotionen sichtbar werden oder an Stammtischen über die Kandidaten diskutiert wird. Ganz nebenbei bedeutet der unbedingte Wille am Status Quo festzuhalten aber auch, dass sich viele Argentinier derzeit gar nicht trauen, an eine bessere (politische) Zukunft glauben.