Nach der Rekordfahrt sind die Stuttgarter mit der Prognose vorsichtig.
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Stuttgart. So bartsträubend gelächelt wie bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag hat Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche noch nie - noch nie in der 125-jährigen Firmengeschichte des schwäbischen Nobelautobauers gab es auch solche Zahlen. Mit sechs Milliarden Euro verdiente der Konzern netto 2011 gleich um 1,3 Milliarden oder fast 30 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2010. Der Umsatz stieg auf 106,5 Milliarden Euro - ebenfalls der bisher höchste Wert in der Geschichte von Daimler.
Am Erfolg beteiligt werden auch die Aktionäre - die Dividende soll um 35 Cent auf 2,20 Euro angehoben werden - und die 160.000 Mitarbeiter des Konzerns, die im Durchschnitt mit 4100 Euro pro Kopf eine um fast ein Drittel höhere Prämie als ein Jahr zuvor einstreifen.
Besonders gut liefen die Geschäfte mit den Autos der Marke Mercedes-Benz, von denen Daimler mit 1,26 Millionen Stück so viele verkaufte wie noch nie. Insgesamt gingen in der Daimler-Autosparte 1,36 Millionen Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz, Smart und Maybach vom Band.
Auch die Geschäfte der Lastwagensparte - der Umsatz mit Trucks kletterte beim Weltmarktführer um gut 20 Prozent auf knapp 29 Milliarden Euro - und der Finanzsparte entwickelten sich nach Angaben des Konzerns gut. Die Bestellungen für Lastwagen waren in den ersten elf Monaten 2011 so stark wie seit Beginn der Finanzkrise 2008 nicht mehr.
Nach der Rekordfahrt im Jubiläumsjahr nimmt Daimler allerdings etwas Tempo weg und prognostiziert vorsichtig: Umsatz und Absatz sollen zwar "deutlich" steigen, den Betriebsgewinn von 2011 in Höhe von neun Milliarden Euro will man lediglich wieder erreichen.
Höhere Margen
Weitere Zuwächse beim Betriebsgewinn wird es 2012 auch nach Expertenmeinung nicht geben. Denn Daimler muss nochmals Milliardensummen in die notwendige Erweiterung der Pkw-Modellpalette und sparsamere Antriebe stecken, die die Konkurrenten BMW und Audi größtenteils schon hinter sich haben. Der inzwischen nur noch drittgrößte deutsche Premium-Autobauer will sich damit fit machen, um den Daimler-Stern ab 2013 noch mehr zum Glänzen bringen und auch bei der Rendite die Konkurrenten zu übertreffen.
Die Marge bei Pkw kletterte 2011 eicht um 0,3 Prozentpunkte auf neun Prozent, ab 2013 sollen dauerhaft zehn Prozent erwirtschaftet werden, nachdem im vergangenen Jahr selbst Massenhersteller wie die stark aufstrebende koreanische Gruppe Hyundai/Kia den Stuttgartern mit einer Marge von 10,4 Prozent die Rücklichter zeigten, ganz zu schweigen von den Premium-Rivalen BMW und Audi, bei denen rund 12 Prozent erwartet werden.
"Wir werden die Renditeziele nicht im Schlaf erreichen", stimmte Zetsche die Beschäftigten auf weitere harte Arbeit in den Montagewerken ein. Wegen der Staatsschuldenkrise wird die Autobranche zwar mit Absatzeinbußen in Südeuropa zu kämpfen haben. Aber in Nordamerika und Asien - wo Mercedes 2011 bestens verdiente - dürften Fahrzeuge "Made in Germany" trotz härter werdender Konkurrenz auch 2012 weiter stark gefragt sein, erwarten Analysten.