Ein hartnäckiger Pilz setzt dem Laubbaum schwer zu, die Lage ist ernst, aber es gibt einen Hoffnungsschimmer.
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Wien. Eigentlich ist die Esche ein sehr widerstandsfähiger Baum: Sie widersteht Hitze, Kälte und Insekten, kann bis zu 50 Meter in den Himmel wachsen und bis zu 300 Jahre alt werden. Wäre da nicht das falsche weiße Stengelbecherchen, ein Mikropilz aus der Gruppe der Schlauchpilze, der seit rund zehn Jahren in ganz Europa den Eschenbestand dahinrafft. In Österreich wurden die Infektion erstmals im Jahr 2005 beobachtet, zwei Jahre wurde der Erreger im Labor nachgewiesen. Mittlerweile sind die Eschen im gesamten Bundesgebiet von dieser gefährlichen Krankheit betroffen.
Der Übeltäter, auch Hymenoscyphus fraxineus genannt, kam aus Ostasien nach Europa. Er lässt Äste und Zweige in den Eschenkronen absterben und schädigt die Rinde. Der Baum stirbt, über die toten Blätter, die zu Boden fallen, verbreiten sich die Sporen des Pilzes dann weiter. Und durch den Wind. Zusätzlich faulen die Wurzeln unmittelbar am Stamm ab, sodass der Baum, egal welcher Größe, jeglichen Halt verliert und umfällt - ohne Vorwarnung kippt er einfach aus den Wurzeln.
Die Gefahr für Waldbesucher ist daher erheblich. Wegen plötzlich umstürzender Eschen wurde im Dezember etwa der Auwald Korneuburg gesperrt. Was noch das geringere Übel wäre, denn das Sterben der Eschen verändert die Landschaft, gefährdet die Zusammensetzung der Baumarten in den Wäldern, beeinträchtigt die Holzindustrie und hat allen voran weitreichende Folgen für das Ökosystem: Eschen helfen dem Wald nämlich, sich an den Klimawandel anzupassen: Sie sind sehr elastisch. Ihre Blattporen verengen sich, auch wenn sie genügend Wasser zur Verfügung haben. Eschen können deshalb ihre Wasserversorgung auch während längeren Trockenperioden aufrecht erhalten - was für die Wälder Europas hinsichtlich der prognostizierten Temperaturerhöhungen sehr wichtig ist.
Was tun? Mit herkömmlichen Mitteln lässt sich das falsche weiße Stengelbecherchen nicht bekämpfen, Fungizide kann man nicht großflächig gegen Pilze im Wald einsetzen. Allerdings haut der Pilz nicht alle Eschen um: Schätzungen zufolge kommen bis zu drei Prozent der Bäume mit dem Erreger zurecht, sie weisen keine oder nur geringe Schädigungen auf. Das lässt die Forscher hoffen. Sie gehen davon aus, dass manche dieser Laubbäume eine genetisch bedingte Resistenz aufweisen.
Das Problem: Diese resistenten Eschen kommen nur vereinzelt vor und entwickeln auf natürlichem Weg keine Populationen. Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) und die Uni für Bodenkultur (Boku) haben daher 2015 das Projekt "Esche in Not" gestartet, das resistente Exemplare in Populationen züchtet. Dazu setzt man in Tulln in Versuchsgärten Pflanzen dem Erreger aus, besonders widerstandsfähige Exemplare werden vermehrt. Waldbesitzer sind darüber hinaus aufgerufen, besonders widerstandsfähige Eschen zu melden.
Dass dieser Laubbaum einmal völlig ausgestorben sein wird, davon gehen Experten im Moment noch nicht aus. Allerdings könnte der Esche dasselbe Schicksal ereilen wie das der Ulme, nämlich dass sie zu einer seltenen Baumart wird.
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"Esche in Not"
Bundesforschungszentrum für Wald
Department für Wald- und Bodenwissenschaften
Waldwissen: Die Esche
"BBC": Ash tree set for extinction in Europe