Die Torjubel-Diskussionen gehen in die nächste Runde. CR7 sorgt selbst dafür.
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Vielleicht sollte Cristiano Ronaldo einfach behaupten, er wollte auf Männergesundheitsvorsorge aufmerksam machen. Schließlich gibt es seit einigen Jahren die Initiative "Movember", zusammengesetzt aus "Moustache" und "November", bei der sich Menschen in jenem Monat den Bart wachsen lassen oder einen solchen aufkleben, um ein sichtbares Zeichen für dieses Thema zu setzen und Spenden zu sammeln. Nun ist freilich erst Juni und Ronaldo in Russland nicht auf Spenden-, sondern auf Torjagd. Eine solche Erklärung dafür, warum er beim Jubeln am (nicht vorhandenen) Kinnbart rubbelte, wäre zudem auch weniger lustig, als die Welt tagelang mit der Frage in Atem zu halten, ob er mit dieser Geste nicht eine Botschaft an seinen argentinischen Dauerrivalen Lionel Messi senden wollte. Der posiert in einem Werbespot unter der Bezeichnung Goat - das englische Wort für "Ziege" ist zugleich die im Sport gebräuchliche Abkürzung für "Greatest of all time" - mit echten Ziegen; ein besonders herziges Exemplar darf/muss sogar an seinen Adidas-Böcken schnüffeln. Ronaldos Botschaft hätte also lauten können: The Goat bin ich, so wurde spekuliert. Geht es um die Rivalität der beiden, neigt die Fanseele bisweilen zur Hysterie. Messi wiederum wird’s wurscht gewesen sein, der hatte nach seinem ersten Spiel andere Sorgen.
Mittlerweile gibt es zu dem Torjubel schon andere Versionen: Portugals Teamchef Fernando Santos sprach von einer "in Portugal üblichen Geste" - über deren Bedeutung er aber keine Auskunft geben konnte. Die hätte offenbar auch Ronaldo gebraucht, schien er doch kurz darauf selbst nicht zu wissen, dass es sich um eine landestypische Eigenheit handeln soll. Er erklärte vielmehr, er habe mit seinem Teamkollegen Ricardo Quaresma in der Sauna ausgemacht, er würde sich seinen Bart wachsen lassen, sollte er ein Tor erzielen. So eine profane Erklärung hätte man gar nicht erwartet. PR-mäßig ist sie dennoch ein Treffer. Die Debatte bleibt erst recht am Laufen, die Blicke werden auch weiterhin auf CR7 gerichtet sein. Ronaldo ist eben nicht nur ein Meister des gepflegten Fußballs, sondern auch der Inszenierung. Natürlich kann man ihm nur bedingt vorwerfen, dass jedes Wort, jede Geste und jetzt halt auch jeder Bartstoppel von ihm auf die Waagschale gelegt wird. Immerhin wird er danach gefragt und glänzt nebenbei auch mit Toren - anders als bisher etwa Brasiliens Neymar, um den ein ähnlicher Personenkult herrscht und um dessen an das fliegende Spaghettimonster gemahnende Frisur auch so ein Theater gemacht wurde. Nach Spott im Netz trägt Neymar die blonden Locken wieder kürzer - es ist vielleicht eine weise Entscheidung, anders als gegen die Schweiz im nächsten Spiel gegen Costa Rica mehr durch sportliche Leistung auffallen zu wollen als durch die Haarpracht.
Doch man kann es auch so sehen: So lange sich der Streit um des Ronaldos Bart und Neymars Locken dreht, ist bei dieser WM noch nichts wirklich Schlimmes passiert. So etwas wie ein Wirbelbruch eines wichtigen Spielers etwa. Oder wenn der (vermeintlich) entscheidende Mann in einem Finale mit der Trage vom Platz transportiert werden muss. Soll auch schon passiert sein.