Durchschnittlicher Monatspreis wird sofort weitergegeben. | E-Control warnt aber vor einem hohen Grundtarif. | Wien. Die Landschaft der heimischen Energieversorger ist grau in grau. Das Angebot ist weitgehend ähnlich, und auch die Rechnungen gleichen sich oft in ihrer Unverständlichkeit.
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Zu wenig Wettbewerb, lautete wiederholt das Urteil der E-Control - jener Behörde, die die österreichischen Strom- und Gasanbieter zu mehr Transparenz mahnt. Zudem wurde oft bemängelt, dass die Großhandelspreise an den Strom- und Gasbörsen nicht weitergegeben worden seien - etwa, wenn Energie wegen der sinkenden Nachfrage in der Krise deutlich billiger geworden ist.
"Nicht unsere Schuld", tönte es unisono von den Energieversorgern: Man habe ja das Energiekontingent zu einem Zeitpunkt gekauft, als die künftige Entwicklung nicht absehbar war. Den Schlagabtausch der Preisentwicklung (gegenwärtige Preise sofort weitergeben oder auf dem Durchschnittspreis des Vorjahres beharren) durchbricht nun die EVN mit einem neuen Tarif.
Direkt am Marktplatz
Der niederösterreichische Landesversorger bietet seit kurzem unter dem Namen "Optima Float" ein Preismodell, mit dem man "direkt am Marktgeschehen teilnimmt", heißt es auf der EVN-Homepage.
Der aktuelle Energiepreis wird jeweils zu Monatsbeginn angepasst - an den Preis des Österreichischen Strompreisindex (ÖSPI), der auf Basis der Energiebörse in Leipzig errechnet wird.
"Einmal im Monat bekommt der Kunde ein E Mail oder eine SMS mit der Entwicklung des Strompreises", erklärte EVN-Generaldirektor Burkhard Hofer bei einer Pressekonferenz gestern, Montag, anlässlich der Präsentation einer transparenteren Rechnung.
Neben dem Float-Tarif (englisch für "Fließen") bietet die EVN auch den neuen "Garant"-Tarif, bei dem die sicherheitsorientierten Kunden für zwei Jahre einen fixen Strompreis zahlen - marktunabhängig.
Auch der Float-Tarif soll prinzipiell für zwei Jahre gelten. "Aber wir bewegen uns natürlich innerhalb der Grenzen des Konsumentengesetzes", heißt es von der EVN. Das bedeutet, dass die Kunden prinzipiell nach einem Jahr diese (für den Strommarkt unübliche) längere Vertragsbindung kündigen können.
"Grundsätzlich begrüßen wir Innovationen auf dem Energiemarkt. Der Float-Tarif ist keine schlechte Idee", meint E-Control-Leiter Walter Boltz. "Wenn auch das Preisrisiko bei dem Tarif komplett auf den Kunden abgewälzt wird."
Die absoluten Spitzen bekommt der Kunde aber nicht mit, da der monatliche Durchschnittspreis gilt. Boltz stellt aber in Frage, ob jetzt, nachdem die Strompreise am Boden liegen, ein günstiger Zeitpunkt ist, auf dieses Modell umzusteigen.
Strompreis am Boden
"Der Basiswert des ÖSPI ist 100. Im Jänner 2009 war er bei 147,8 Punkten. Im Februar 2010 waren es 98,5 Punkte. Natürlich kann man annehmen, dass die Preise weiter fallen, aber die Wahrscheinlichkeit sei dahingestellt - nach einer derart langen Phase der sinkenden Großhandelspreise." Zudem sei der Grundtarif der Optima-Produkte "nicht wahnsinnig billig". Boltz empfiehlt, sich die Tarife der anderen Anbieter - die man jederzeit wechseln kann - genau anzusehen. "Für einen Mindestrentner ist der Tarif nichts."