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Am Tag nach dem heftigen Sturm, der binnen Minuten über die Hauptstadt hereingebrochen war, gingen die Meinungen darüber auseinander, ob die zuständigen Stellen bei der Stadt Wien die Katastrophe ernst genug genommen hatten.
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In der Nacht auf Freitag war auf den Wiener Straßen das totale Verkehrschaos ausgebrochen, abgebrochene Baumteile blockierten die Fahrbahnen und mehrere Straßen- und Schnellbahnlinien konnten wegen Oberleitungsschäden nicht mehr weiterfahren. Auch am Morgen danach sah es in einigen Teilen der Stadt noch unverändert so aus, als hätten die Vandalen in vielen Gegenden Wiens gewütet.
Nicht genug damit, berichteten einige Augenzeugen, dass Mitarbeiter der MA 48 (Straßenreinigung) seelenruhig Zigarettenstummel zusammengekehrt hätten und Spritzwagen völlig sinnlos herumgespritzt hätten, während noch immer abgerissene Äste auf den Straßen gelegen seien.
Man könne den zuständigen Magistratsabteilungen 42 (Stadtgartenamt) und 48 bei Gott nicht vorwerfen, dass sie müßig gewesen seien, meinte am Freitag eine hörbar erboste Anita Voraberger, Sprecherin der zuständigen SPÖ-Umweltstadträtin Ulli Sima, auf eine entsprechende Anfrage der "Wiener Zeitung".
Nachdem der Sturm am Donnerstag über Wien hereingebrochen war, seien binnen einer halben Stunde alle Mitarbeiter der Einsatzgruppen im Dienst gewesen und hätten die ganze Nacht durchgearbeitet. Und auch am Morgen sei sicher niemand müßig gewesen.
Da stellt sich nun die Frage, ob - wenn tatsächlich alle verfügbaren Kräfte mobilisiert wurden - die Zahl der Mitarbeiter zu gering ist? Oder ob das Gerät, das ihnen zur Verfügung steht, unzureichend ist?
Und: Hätte man die Schäden, die herabfallende Äste verursachten, durch bessere Pflege im Vorfeld reduzieren können? Zumindest hier ist die Antwort der Stadtgärtner eindeutig: Die Wiener Parkbäume werden alle bestens versorgt.
Wenn also seitens der Stadt Wien beteuert wird, dass man optimal vorbereitet war und das Möglichste getan hat, dann wäre zu überdenken, ob nicht in die Ressourcen der städtischen Aufräumtrupps mehr Geld investiert werden sollte.
In weiterer Folge gilt es jedoch zu bedenken, dass dafür der Steuerzahler in die Tasche greifen müsste. Und ob der wirklich einsähe, dass er wegen eines Ereignisses, das in Wien im Schnitt etwa einmal im Jahr vorkommt, zur Kasse gebeten wird, steht auf einem anderen Blatt.
Was uns der Sturm vom Donnerstag jedenfalls eindrucksvoll vor Augen geführt hat, ist die Tatsache, dass wir trotz vorgegaukelter Sicherheit in unserer hochtechnisierten Welt bestimmten Naturereignissen nach wie vor mehr oder weniger hilfslos ausgeliefert sind. Vollkommenen Schutz gegen Stürme wie diesen wird es wohl nie geben. Und wenn doch, dann wäre er uns sicher zu teuer.