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In der Millionenpleite des Öko-Riesen German Pellets taucht ein neues Geflecht aus Gesellschaften, Holdings und Stiftungen auf.
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Wien/Wismar. Die Insolvenz des Öko-Riesen German Pellets, bis vor kurzem Weltmarktführer im Bereich Pellets-Heizmittel, hielt Firmengründer Peter Leibold aus Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) offenbar nicht davon ab, als Investor aufzutreten. Am 8. Jänner 2016, zu einem Zeitpunkt, wo ihm die drohende Pleite seines Pellets-Imperiums bereits große Sorgen gemacht haben müsste, kaufte Leibolds German Pellets das ehemalige E.ON-Kohlekraftwerk Langerlo im belgischen Genk. Nur drei Tage später reichte German Pellets das Werk laut dem deutschen "Handelsblatt" an eine Firma namens Bclever weiter, die wiederum heute zu 100 Prozent im Eigentum der Efkrin Privatstiftung mit Sitz in Wien ist.
Fast genau einen Monat später, am 10. Februar 2016, meldete Leibolds ehemaliges Öko-Paradeunternehmen, das rund eine Viertelmilliarde Anlegergeld lukrieren konnte, Insolvenz an. Das belgische 560-Megawatt-Kraftwerk ist damit nicht mehr im Besitz des Mutterkonzerns und so wohl auch für die Insolvenzverwaltung nicht mehr greifbar, kann also nicht mehr an andere Produzenten veräußert werden.
Millionenschwere Aussichten
Wie das deutsche "Handelsblatt" berichtete, stattete Peter Leibold vergangenen Dienstag den Mitarbeitern des Kraftwerks bei Genk einen Besuch ab - und kündigte eine gewaltige Investition an. Er wolle einen dreistelligen Millionenbetrag aufwenden, um das Kohlekraftwerk auf Pellets umrüsten zu lassen, verkündete der German Pellets-Gründer. Der Hintergrund: Belgien hat für die Umstellung des Werks auf erneuerbare Energieträger kräftige Unterstützung in Aussicht gestellt. Bis zu 200 Millionen Euro an staatlichen Subventionen könnte der neue Betreiber jährlich erhalten, über einen Zeitraum von zehn Jahren. Eines Tages, so möglicherweise Leibolds Überlegungen, könnten die Pellets-Werke in den USA das belgische Kraftwerk mit Pellets beliefern. An die US-Firmen dürften über ein komplexes Geflecht aus Firmen rund um die Pele Privatstiftung Millionen von Anlegergeldern geflossen sein, die eigentlich in German Pellets investiert wurden (die "Wiener Zeitung" berichtete). German Pellets Insolvenz hin oder her, Peter Leibold würde so der Branche erhalten bleiben. Für ihn und seine Frau Anna Kathrin Leibold, die mit 40 Prozent an der insolventen German Pellets beteiligt ist und die nicht zum Mutterkonzern gehörenden Firmen in den USA leitete, gilt die Unschuldsvermutung.
Zwei neue Stiftungen
Laut österreichischem Firmenbuch hat die Bclever GmbH, an die das belgische Kraftwerk veräußert wurde, keine Mitarbeiter und gehört der 2004 gegründeten Efkrin Privatstiftung. Recherchiert man im Fall Bclever weiter, offenbart sich neben dem ohnehin schon undurchsichtigen Firmengeflecht von German Pellets ein weiteres Netz. Erneut ist es ein verzahntes Gebilde aus Gesellschaften, Holdings und Stiftungen.
Interessant ist, dass die Efkrin Privatstiftung erst seit dem 2. Februar, also kurz vor der Pleite von German Pellets, Gesellschafterin der Bclever GmbH wurde. Als Peter Leibold das gekaufte Kraftwerk an die Bclever weitergab, war diese laut Firmenbuch nochim Besitz der ABG Treuhand- und Beratungs GmbH. Ein Zufall? Möglicherweise. Jedenfalls haben beide ihren Sitz in der Tegetthoffstraße 7 in Wien. Eine mittlerweile bekannte Adresse in der German-Pellets-Organisationsstruktur. In dem Geflecht der Bclever GmbH tauchen größtenteils die selben Namen auf wie schon in jenem um die Pele Privatstiftung: Wolfgang Zronek, Stefan Malaschofsky und Daniela Glückselig sind die Vorstände der Efkrin Privatstiftung, sie waren für die "Wiener Zeitung" für eine Stellungnahme nicht erreichbar. In der Struktur von Bclever scheinen jedoch noch weitere, bisher in der Causa völlig unbekannte Personen auf. So gehört die ehemalige Besitzerin von Bclever, die ABG Treuhand- und Beratungs GmbH, zu 100 Prozent der ABG Privatstiftung. Die dort handelnden Personen sollen hier nicht genannt werden, da ihr Bezug zur Causa German Pellets noch nicht ausreichend geklärt werden konnte.
Noch mehr Fragen
Fakt ist: Das Bekanntwerden des Kraftwerkdeals durch Peter Leibold wirft noch mehr Fragen in der Causa German Pellets auf. Es bleibt weiter offen, wie nah das Firmengeflecht von Bclever jenem von German Pellets tatsächlich steht. Noch wird in der Causa in Wien gegen niemanden ermittelt. Der Wiener Korruptionsstaatsanwaltschaft ist der Fall bis dato unbekannt, ebenso die erwähnten Personen, für die die Unschuldsvermutung gilt. Auch die Staatsanwaltschaft Rostock hat Wien derzeit noch nicht im Visier. Ermittelt werde gegen "verantwortliche Mitarbeiter" von German Pellets - und zwar wegen Veruntreuung und Unterschlagung.