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Politologe Emmerich Tálos im "WZ"-Interview zur ÖGB-Reform. | "Wiener Zeitung":Eine Frauenquote in Spitzengremien, Gehaltsdeckelung für Funktionäre, Beibehaltung der Teilgewerkschaften. Darauf hat sich die Reformgruppe geeinigt. Ist das die erwartete große Reform?
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Emmerich Tálos: Von einer großen Reform kann keine Rede sein, vor allem wenn man sie am Selbstanspruch des ÖGB misst. Es hat sich aber schon in den letzten Monaten abgezeichnet, dass die Widerstände gegen eine wirkliche Struktureform zu groß sind. Für mich ist das ein bemerkenswertes Zeichen dafür, wie veränderungsunfähig der ÖGB ist. Der Tanker ist fast unbewegbar.
Welchen Weg hätten Sie als ÖGB-Kenner bei der Reform vorgeschlagen?
Man sollte in die Richtung gehen, wie es die GPA vorgeschlagen hat -also die Gewerkschaften bündeln und in sich ausdifferenzieren. Nur so könnte die neue Erwerbsarbeitswelt erfasst werden. Wo bleiben jetzt etwa die atypisch Beschäftigten? Jetzt scheint die Linie gefahren zu werden, dass weiter fusioniert wird. Aber da muss man fragen, wie sich das auf die Regionalstruktur auswirkt.
Auch personell scheint sich nichts zu ändern. Präsident Hundstorfer will ja im Jänner kandidieren.
Es bleibt eine offene Frage, wer den ÖGB in die Zukunft führen kann.
Ist die Sozialpartnerschaft ein rettender Anker?
Wo gibt es den großen politischen Konsens? Die Sozialpartnerschaft ist nur noch eine Fassade, hinter der es nichts gibt.