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Der Terror ist in Pakistan zurück

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Terroristen nutzen politisches Vakuum. | Weiter Tauziehen um das Amt des Premierministers. | NewDelhi. Bei einem Anschlag auf ein Gebäude der pakistanische Ermittlungsbehörde in der Wirtschaftsmetropole Lahore sind mindestens 24 Menschen getötet und fast 200 verletzt worden. Eine deutliches Signal an die künftige Regierung, denn die Behörde ist auch für die Terrorismusbekämpfung zuständig.


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Das Gebäude der pakistanischen Ermittler in der Tempel Road im Herzen von Lahore gilt als sehr gut gesichert. Die Federal Investigation Agency, vergleichbar mit dem amerikanischen FBI, ist nicht nur für Verbrechensbekämpfung und Spionageabwehr, sonder auch für den Anti-Terror-Kampf zuständig. Nun ist ihr mehrstöckiger Dienstsitz bis auf die Grundfeste zerstört. Bei einem Bombenattentat am Dienstagmorgen kamen wenigstens 24 Menschen ums Leben. Die Explosion war so stark, dass auch benachbarte Häuser auf der belebten Straße beschädigt wurden.

Ein zweiter Anschlag ereignete sich fast zur gleichen Zeit in der in der Nähe gelegenen Wohngegend Model Town. Hier befinden sich auch die beiden Parteizentralen der Pakistanischen Volkspartei (PPP) und der von Nawaz Sharif geführten PML-N. Allerdings gehen Beobachter davon aus, dass das Attentat wohl eher einem hohen Militär galt, dessen Wohnhaus hier liegt. Bei dem Anschlag kamen wenigstens drei Menschen, zwei davon Kinder, ums Leben.

Bislang war die Millionen-Stadt Lahore von Terroranschlägen weitgehend verschont worden. Doch Anfang März zündeten Attentäter eine Bombe vor dem Eingang der Marine-Akademie in der Innenstadt und töteten wenigstens fünf Menschen. Im Januar sprengte sich ein Selbstmordattentäter vor dem Gerichtsgebäude im Herzen der Stadt in die Luft. Dabei starben mehr als 20 Polizisten.

Tägliche Anschläge

Der Doppelanschlag in Lahore zeigt, dass die Extremisten mit ihren blutigen Anschlägen gezielt auch eine Stadt wie Lahore in Angst und Schrecken versetzten wollen, die für ihre Universitäten, Kunstgalerien und ihre Weltoffenheit berühmt ist. Seit das Militär in den Grenzgebieten zu Afghanistan hart gegen Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer vorgeht, die sich in der unwirtlichen Gegend festgesetzt haben, gibt es in Pakistan fast jeden Tag Anschläge auf Sicherheitskräfte.

Die Terroristen nutzen das im Moment herrschende politische Vakuum. Die bei den Parlamentswahlen siegreichen Oppositionsparteien PPP und PML-N haben sich zwar auf eine Regierungskoalition verständigt. Am 17. März soll das neue Parlament zusammentreten. Doch wichtige Fragen der künftigen Zusammenarbeit sind immer noch nicht geklärt. So rätselt Pakistan weiter, wer denn jetzt der neue Premierminister wird.

Warten auf Zardari

Offenbar will Asif Ali Zardari, der Vizeparteivorsitzende der PPP und der starke Mann der Partei das Amt selbst haben. Der Witwer der im Dezember bei einem Anschlag ermordeten Politikerin Benazir Bhutto war zu den Wahlen im Februar aber gar nicht angetreten und müsste sich erst für das Parlament nachwählen lassen. Weil diese Prozedur etwas dauern kann, soll erst einmal ein anderer Kandidat den Posten für drei Monate bekleiden, schreibt die pakistanische Zeitung "The News". Bei diesem Geschacher bleibt wenig Zeit für die wirklich brennende Fragen im Lande: Wie stellt sich die künftige Regierung zum Terrorismus und wie will sie ihn bekämpfen?