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Der tiefe Fall des Hortensien-Schrecks

Von Christina Böck

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Man kennt ja den Spruch: "Der bettelt um Watschen." Er passt trefflich auf den ukrainischen Red-Carpet-Stuntman Vitalii Sediuk. Stuntman deswegen, weil er sich gerne in Gefahr bringt. Roter Teppich deswegen, weil das sein bevorzugtes Interventionsgebiet ist. Zuletzt kam er Brad Pitt ein bisschen zu nahe. Bei einer Filmpremiere stürzte Sediuk nämlich auf Pitt zu und dürfte ihn ins Gesicht geschlagen haben.

Nun ist Sediuk kein Unbekannter. Er begann seine Störer-Karriere noch recht originell und nicht ganz unsympathisch: Er brachte Madonna aus dem Konzept, indem er ihr Hortensien, ihre absolute Hassflora, überreichte. Dafür hat Sediuk immerhin noch gut recherchiert. Die meisten wussten erst nach seinem Auftritt, dass Madonna Hortensien verabscheut. Und an sich sind solche Stör-Aktionen, die das immer gleiche PR-Phrasendreschen und Posieren unterbrechen, auch ganz erfrischend. Doch mit jedem weiteren Auftritt wurde sein Aktionismus fantasieloser.

Er versuchte Will Smith auf den Mund zu küssen, was dieser mit einer gut platzierten Tachtel quittierte. Er versenkte den Kopf in Leonardo DiCaprios Schoß. DiCaprio war zu höflich für die Tachtel. In Cannes kroch Sediuk unter den weitschwingenden Rock der Schauspielerin America Ferrara. Die war zu langsam für die Tachtel. Bei den Grammys 2013 schummelte er sich auf die Bühne und wurde fast verhaftet.

Letzteres dürfte er nun endlich geschafft haben, denn der jüngste Angriff wird wohl kaum folgenlos bleiben. Mit Wehmut denkt man an Zeiten, als ein Borat solche Späße trieb. Auch Unfug kann Niveau haben.