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Der Tod kommt zweimal

Von Christina Böck

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Ja, es ist ein Jahr der Abschiede. Ja, es ist traurig, wenn innerhalb kurzer Zeit prägende Protagonisten einer Ära sterben. Aber man muss es auch nicht übertreiben. Mancher war nach dem Tod von Bud Spencer (und David Bowie und Prince et alii) am Mittwochvormittag offenbar so im Trauermodus gefangen, dass eine neue Todesmeldung in den Sozialen Medien die Runde machte. "Jetzt auch noch Patrick Mcnee!" stand da auf Twitter, wo man in großer Zahl das Ableben des Schauspielers betrauerte, der John Steed in "Mit Schirm, Charme und Melone" gespielt hat. Ein hinterbliebener Fan schrieb, ängstlich ob neuester Hiobsbotschaften: "Man darf gar nicht mehr auf Facebook schauen."

Das stimmt. Oder zumindest sollte man, wenn schon, genau schauen. Die Sozialen Medien haben nämlich Patrick Macnee einfach noch einmal sterben lassen. Vielleicht, weil es grade so gut gepasst hat, vielleicht, weil sich jemand einen Scherz erlaubt hat, vielleicht, weil aufmerksames Lesen heutzutage schon etwas für Höherbegabte ist. Denn Patrick Macnee ist bereits im Juni des Vorjahres von uns gegangen.

Das hätte man auch sehen können, hätte man das Datum jener Nachrufe, die die Betrübten eifrig geteilt haben, eines Blickes gewürdigt. Ein neues, diesmal harmloses Beispiel dafür, wie Soziale Medien zum hirnlosen Nachplappern verführen. Immerhin ist Patrick Macnee in bester Gesellschaft. US-Schauspielerin Betty White ("Goden Girls") kann ihre verfrühten Ablebensmeldungen schon gar nicht mehr zählen. Macnees Vorteil, wenn man so sagen kann: Ihn kränkt es nicht mehr.