Zum Hauptinhalt springen

Der tödliche Glaube an den Unfug

Von Edwin Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Da will man eine richtig lustige Kolumne schreiben, eine, an deren Ende sich jeder Leser vor Vergnügen die Schenkel wund geklopft hat, und dann kommen immer mehr Meldungen herein, und es geht einfach nicht, weil die Sache zu ernst ist.

Es muss sich wieder einmal ums Impfen drehen, und jetzt ganz konkret um die Masern: Nicht nur gibt es wesentlich zu viele Fälle in Graz, es laufen auch Meldungen ein, dass in Österreichs Nachbarland Italien das Risiko einer Masern-Erkrankung das zweitgrößte in Europa ist - allerdings hat sich gerade in Italien gezeigt, dass die Impfpflicht die Ansteckungen im Jahr 2018 halbiert hat.

Gleichzeitig weist Bartosz Lisowsk vom Jagiellonian University Medical College nach, dass im niederländischen Bibelgürtel gehäuft Masern auftreten. Die streng protestantischen Bevölkerungsteile lehnen Impfungen nämlich aus religiösen Gründen ab. Erstens fänden Impfungen in der Bibel keine Erwähnung, zweitens dürfe man Gott nicht ins Handwerk pfuschen.

Zahlreiche nicht religiöse Impfgegner wiederum behaupten, sie würden Impfungen ablehnen, denn sie wären ein Instrument einer weltumspannenden Pharma-Mafia.

Die Situation ist grotesk: Während die einen zu sehr an die Bibel glauben, glauben die anderen an gar nichts Höheres und statt dessen an jede Verschwörungstheorie, und sei sie noch so absurd. Man könnte lachen darüber, käme nicht in beiden Fällen dasselbe heraus: tote Menschen.