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Gibt es ihn also doch, den vielgepriesenen Reset-Knopf, der die Außenpolitik einer Großmacht von heute auf morgen wieder quasi auf Null stellen kann? Symbolisch ist er Realität, seit ihn US-Außenministerin Hilary Clinton letzte Woche ihrem russischen Amtskollegen Sergeij Lawrow überreicht hat. | Der ehemalige US-Botschafter in Wien, David Girard-DiCarlo, hat, wenn es um die künftige US-Außenpolitik ging, gerne davon gesprochen, dass es um einen Wechsel im Tonfall und nicht notwendigerweise um einen Wechsel in der Politik gehe. Und genau das ist jetzt der Status Quo. US-Präsident Barack Obama sucht das Gespräch mit all jenen, denen sein Vorgänger Bush als selbstherrlicher Vertreter der einzigen Supermacht entgegengetreten ist. Damit macht Obama weltweit Furore und Hoffnung auf die erwartete neue Ära des Dialogs.
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Nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen wollen die USA wieder mit Syrien reden. (Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy musste für diesen Vorstoß vor knapp einem Jahr übrigens noch herbe Kritik einstecken.) Auch mit Nordkorea bahnen sich (wieder einmal) Gespräche an. In Nahost wurde die Forderung nach einer Zwei-Staaten-Lösung bekräftigt. Nüchtern betrachtet ist bei aller Dialogbereitschaft keine grundsätzliche Änderung der US-Politik zu bemerken.
Sieht beispielsweise das Einlenken in Sachen Raketen-Streit mit Russland auf den ersten Blick wie eine versöhnliche Geste aus, ist lediglich eine leicht adaptierte Politik zu konstatieren. Denn zum einen machen Kosten und umstrittene Effektivität das Projekt derzeit nicht sonderlich attraktiv. Zum anderen haben die USA nicht explizit auf den Schild verzichtet, sondern Russland vorrangig zur Kooperation eingeladen. (Was sie auch schon unter Präsident Bush getan haben.) Im Gegenzug hat Washington für Obamas außenpolitisches Hauptaugenmerk, den von Bush neu entfachten Krieg in Afghanistan, Unterstützung erhalten und darf künftig über Russland Nachschub nach Afghanistan liefern.
Gleichzeitig ändert sich nichts an den alten Positionen in Sachen Georgien oder Ukraine. Und auch nichts an der stillen Drohung, den Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation zu verhindern. Auf der anderen Seite hat Kirgisien - offenbar auf Drängen Russlands - noch vor zwei Wochen beschlossen, den für den Afghanistan-Krieg entscheidenden US-Luftwaffenstützpunkt im Land definitiv zu schließen. Ziel: die USA aus Zentralasien zu verdrängen.
Der positive Effekt der Dialogbereitschaft auf den Weltfrieden bleibt zwar eine hehre Hoffnung, doch kann diese nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Interessen der Staaten und die damit verbundene Politik kaum ändern.