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Der traurige Abschied eines Unbequemen

Von Charly Wegman

Politik

Zeit seiner Karriere war er ein Mann des Widerspruchs, und auch als israelischer Staatspräsident war Ezer Weizman immer ein eher unbequemer älterer Herr. In den sieben Jahren seiner Amtszeit stieß er viele seiner politischen Gegner und auch manchen Parteifreund vor den Kopf.


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Aus dem bis dahin eher repräsentativen Amt des israelischen Staatsoberhaupts machte Weizman ein politisches. Nun hat ihn ein Schicksal ereilt, wie es für Politiker typisch ist. Wegen der Affäre um eine nicht versteuerte Millionenspende trat er Montag zurück.

"Das ist ein tragisches Ende für einen Mann, dem man praktisch alles vergeben hatte", urteilte die Tageszeitung "Yediot Aharonot". "Er verkörperte alles, was einen Israeli ausmacht", rief deren Leitartikler dem Präsidenten zum politischen Abschied nach, den das Staatsoberhaupt bereits Ende Mai angekündigt hatte. "Er war zugleich derb, jähzornig, ungeduldig und intolerant, aber auch warmherzig, sensibel und felsenfest in seinen Grundsätzen." Dabei sind zumindest im letzten Punkt Zweifel angebracht.

Als Kommandant der Luftwaffe und stellvertretender Generalstabschef galt Weizman während seiner militärischen Laufbahn und auch in den ersten Jahren danach als "Falke". Deshalb holte ihn der damalige konservative Ministerpräsident Menachem Begin 1977 auch als Verteidigungsminister in sein Kabinett. Doch nach dem Separatfrieden mit den Ägyptern, an dem er mitgearbeitet hatte, verließ Weizman die Regierung und lief als "Taube" zur Arbeiterpartei über, die ihn als Nachfolger Chaim Herzogs zum Präsidenten machte.

Mit dem konservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, der den Friedensprozess mit den Palästinensern auf Eis legte, verband ihn zuletzt eine innige Feindschaft. Wegen seines Werbens für einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten wurde Weizman in den letzten Jahren sogar als Anwärter auf den Friedensnobelpreis gehandelt. Dabei galt Weizman nie als besonders friedfertig. Er war eher ein Mann für klare Worte. Mehrfach musste er sich bei Frauen, Homosexuellen und religiösen Gruppierungen entschuldigen.