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Im Kindergarten haben sie voll eingeschlagen, die TV-Spots mit den fetten, blau, rot und grün gewandeten Männern, die sich Huckepack tragen lassen und dann - unter dem Slogan "Der Speck muss weg!" - unsanft abgeschüttelt werden und zu Boden purzeln. "Der Speck muss weg!" ist bei unseren Jüngsten jedenfalls zu einer fixen - wenn auch hoffentlich nur vorübergehenden - Redewendung in ihrem Sprachschatz geworden. Meine Tochter Dorothea weiß davon ein Lied zu singen, und ich muss mir das anhören, wenn sie vom Kindergarten heimkommt. Ob aber damit der Mobilfunkbetreiber die angepeilte Zielgruppe der Werbekampagne, in der er mit abgespeckten Tarifen winkt, tatsächlich erreicht? Zahlen fürs Telfonieren müssen ja doch die Eltern. Dieselbe Frage sollte sich auch die Bank Austria/Creditanstalt stellen. Hier wird mit den lustigen Figuren der Kinder-Comicserie "Barbapapa" für Baukredite geworben. Nun kommt eine Neubau zwar meist auch dem Nachwuchs zu Gute, doch die tatsächlichen Bauherren - und damit Kreditnehmer - sind die Kinder wohl kaum. Woher also dieser Hang zur Infantilisierung in der Werbung? Will man so an die Kunden von morgen herankommen? Hofft man, über den Umweg der Kleinen (Kids als Pressure-Group bzw. Lobby) die Eltern zu motivieren?
Bei Werbespots für Fischstäbchen (der legendäre Käptn Iglo hat es vorgeführt) oder für Hamburger mag das ja noch Sinn machen. Aber bei Produkten, die so überhaupt nicht für Heranwachsende gedacht sind, will mir das nicht einleuchten. Aber die Werbepsychologen und Marketing-Philosophen werden sich wohl etwas dabei gedacht haben. Vielleicht verrät es mir einer.