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Der Trump der Theaterwelt?

Von Petra Paterno

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"Ich schütte da sicher mal die Hälfte oder zwei Drittel von diesem Suppentopf aus und koche mal eine neue Suppe auf," sagte Martin Kušej jüngst in einem Ö1-Interview. 2019 wird Kušej die Leitung der Großküche Burgtheater übernehmen.

Die Aufregung war groß: Handelt es sich bei der zu verschüttenden Suppe um das gemeinhin gerühmte Burg-Ensemble? Was hat Kušej vor? Entwickelt er sich mit solch auftrumpfenden Sagern gar zu einem Trump der Theaterwelt?

Der designierte Direktor reagierte umgehend, dementierte in einer Aussendung. Die Aussage beziehe sich keineswegs auf das Ensemble, sondern vielmehr auf das kulturelle Klima in Österreich, das er mit seinem Theater aufheizen und aufmischen wolle.

Veränderungen erwartet man von jeder Neubesetzung, und Personalrochaden sind meist die logische Folge. Im Burgtheater sind solche Töne aber neu.

Beim Ensemble wurde meist auf Kontinuität gesetzt und nur behutsam erneuert. Selbst Claus Peymann baute auf dem bestehenden Ensemble auf und ergänzte es mit seinen Schauspielern.

Jedenfalls greift Kušej im Ö1-Interview den Mythos Burgtheater massiv an: "Viel an dieser Tradition ist natürlich auch ein Schein, der durch nichts gerechtfertigt ist", sagte er. Das mag wohl zutreffen. Aber was bringt es, öffentlich vom Nimbus des Hauses abzurücken?

Die Irritationen, die Kušejs Interview auslösten, zeigen einmal mehr, wie tief die Legende vom Burgtheater als weltbestem Theater hierzulande noch immer verankert ist. Die Burg gehört zu Österreich wie die Lipizzaner und die Wiener Sängerknaben.

Wer mag daran rütteln?