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Der Trump-Klon

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Ron DeSantis ist keine Alternative zu Donald Trump, sondern eher ein Klon.


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Floridas Gouverneur Ron DeSantis bewirbt sich nun also für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Irgendwie fühlt DeSantis sich so an wie Trump, in der Rhetorik ein wenig weichgespült, weniger Drama, leichter wählbar. Doch das Gefühl täuscht: DeSantis hat sich zuletzt mit einem Abtreibungsverbot nach der sechsten Schwangerschaftswoche hervorgetan, um bei den konservativen Christen und Evangelikalen, die in der Republikanischen Partei eine einflussreiche Gruppe von Wählerinnen und Wählern stellen, zu punkten. Dass er damit Frauenrechtsgruppen und moderate Wählerinnen und Wähler vor den Kopf stößt, die in DeSantis nun eine Finsterling-Figur wie aus Margret Atwoods Roman "The Handmaid’s Tale - Der Report der Magd" sehen, zerstört das Bild eines leichter wählbaren Trump.

Wahltaktisch war das kein Meisterstück: Evangelikale, rechte, fundamentalistische Christen wählen ohnehin die Republikaner, aber die gemäßigten Wählerinnen und Wähler der Mitte, die es zu gewinnen gilt, vertreibt man mit derartigen Positionen.

In seinem Konflikt mit Disney hat sich DeSantis wohl ebenfalls von Trump inspirieren lassen: Er suchte im Headline-trächtigen Kulturkampf mit dem Unterhaltungskonzern die offene Feldschlacht, in der es um die Rechte von Schwulen und Lesben geht. Nun hat Disney den Bau eines geplanten Campus für 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Wert von rund einer Milliarde Dollar storniert, die Konzernmutter von Mickey Mouse droht damit, die Business-Aktivitäten in Florida drastisch einzuschränken und lieber anderswo zu investieren. Disney beschäftigt in Florida rund 75.000 Menschen, für die nächste Dekade waren Investitionen in der Höhe von gut 17 Milliarden Dollar geplant - diese Investitionen stehen nun auf der Kippe. Ein hoher Preis für einen Kulturkampf im Dienste des Wahlkampfs.

Freilich: DeSantis muss sich gegen Trump durchsetzen, der derzeit unter republikanischen Wählern auf 55 Prozent Zustimmung zählen kann und damit meilenweit vor seinem parteiinternen Herausforderer liegt. Mit der Kandidatur von DeSantis ist klar: Die derzeit aussichtsreichsten Kandidaten der Republikaner sind entweder Trump oder eben der Trump-Klon DeSantis. Wer gehofft hatte, dass die amerikanische Rechte es nach den verrückten Trump-Jahren mit einem Kandidaten oder einer Kandidatin probieren würde, der oder die versuchen würde, die Gräben in diesem polarisierten Land ein wenig zuzuschütten und zu einer politischen Kultur der Debatte und des Wettstreits der Ideen zurückzukehren, wird enttäuscht. Der Zirkus geht weiter.