)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Donald Trump hat also das Unmögliche geschafft. Er wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Niemand war jemals weniger auf das Amt vorbereitet wie er. Frauenfeind, Rassist, unberechenbarer Verbalradikalinski – einen solchen Mann haben die Amerikanischen Wähler wie es scheint nun gewählt. Die Frage ist, welche Politik sie nun bekommen: Über die tatsächlichen Ziele Trumps ist wenig bekannt. Die Verbündeten der USA sollen selbst für ihre Sicherheit sorgen, das bedeutet für Japan, Südkorea und Europa höhere Rüstungsausgaben.
Wladimir Putin kann sich freuen: Er bekommt als Gegenüber einen Dealmaker, dem wenig an Menschenrechten, Meinungsfreiheit oder Demokratie liegt. Das Schicksal der Ukraine liegt Trump ebenfalls wenig am Herzen. Liest Putin das als Freibrief, den Druck auf die Ukraine, die baltischen Staaten, den Südkaukausus oder Moldawien zu erhöhen? Für Mexiko und China bedeutet die Wahl von Trump nichts Gutes. Trump ist kein Freund des Freihandels, das Transatlantische Handelsabkommen kann man ebenfalls getrost aus mausetot betrachten. Europa steht – ungeeignet wie nie – ziemlich alleine da. Werden die Bürger Europas verstehen, dass die Europäische Union in dieser Zeit der immer tieferen globalen Krise unersetzlich ist? Der Atlantik scheint jedenfalls heute Nacht ein paar tausend Meilen breiter geworden zu sein.
Trumps Sieg kam für Experten unerwartet und ist für Europäer schwer zu verstehen: Wie konnte Amerika vom "Yes, we can!" Obama-Optimismus in den Weltuntergangs-Pessimismus von Donald Trump abrutschen? Die politischen Eliten haben die Verunsicherung und die Wut breiter Wählerschichten offenbar völlig unterschätzt. An den Weltbörsen wird das heute ein hektischer Tag: Ist die USA ein gutes Pflaster für Investitionen? Wie ist es um die Zukunft des Dollar bestellt? Wird der Goldpreis heute steigen und damit auch der schweizer Franken? Amerika droht mit der Wahl Trumps zum US-Präsidenten der Verlust der Führungsrolle der westlichen Welt. Vor allem da sich mit ziemlicher Gewissheit sagen läßt, dass Trump weiter eine Skandalnudel bleiben wird. Er wird wohl ein schwacher Präsident sein, obwohl seine Partei der Republikaner auch den Konreß fest in der Hand hat.
Diese Wahl war historisch, sie markiert das Ende der Nachkriegsordnung. Denn eine Führungsrolle der sogenannten freien Welt werden die USA von Donald Trump wohl nicht beanspruchen können.