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Warum Thomas Parits bleiben darf - und die Konstellation bei der Austria dennoch kein zukunftsweisendes Konzept ist.
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Als Thomas Parits 2006 der Ruf Frank Stronachs ereilte, war er vom Fußball so weit weg wie die Austria von einem Europacupsieg. Sicher, er war interessierter Beobachter, die Vergangenheit lässt sich nun mal nicht leugnen. Doch vom aktiven Geschäft hatte sich der frühere Austria- und Teamstürmer abgewandt. Nach seinem letzten Trainerengagement 1991 betrieb er eine Tankstelle in seiner burgenländischen Heimat und dachte mit 60 Jahren wohl mehr an die Pension als daran, die Geschicke eines der größten Vereine Österreichs zu lenken. Und als er am 20. Oktober 2006 als neuer General Manager der Violetten vorgestellt wurde, wunderten sich nicht nur die Fans über eine weitere mutmaßliche Hauruck-Aktion Stronachs. Er solle wohl eine Zwischenebene zu Stronach sein, vermutete der damalige Sportdirektor Peter Stöger, der über den neuen starken Mann immerhin so viel sagen konnte: "Ich weiß nur, dass er ein sehr netter Mensch ist."
Wenige Tage später waren Stöger und Trainer Frenkie Schinkels Geschichte, auch die zweite Ära Stögers als Austria-Trainer ist bekanntlich vorbei. Überraschungsmann Parits allerdings ist noch immer da, am Montag gab die Klubführung bekannt, seinen Vertrag um ein Jahr zu verlängern, gleichzeitig aber einen Nachfolger zu suchen. Dabei hatte man nach dem Verpassen des Europacups große Änderungen angekündigt, die sich dann aber auf den ohnehin allseits erwarteten Abschied von Coach Herbert Gager beschränkten. Dass Parits bleiben darf, ihm gleichzeitig aber ein Ablaufdatum ausgestellt wird, zeugt indessen nicht gerade von Weitblick. Schließlich ist es auch ein Eingeständnis, dass man es in den vergangenen Jahren verabsäumt hatte, einen Nachfolger für den immerhin schon 67-Jährigen zu suchen respektive aufzubauen.
Nun darf seine Ära freilich nicht auf die Umstände seines langsamen Abschieds reduziert werden. Denn die Austria und er haben vieles richtig gemacht in diesen siebeneinhalb Jahren: Man hat sich von Stronach emanzipiert, die Umwandlung des Vereins in eine AG bewerkstelligt, in der Parits als Sport- und Markus Kraetschmer als Wirtschaftsvorstand fungieren, Erfolge wie den Meistertitel 2013 und die Champions-League-Teilnahme gefeiert, Spieler entwickelt und teilweise gewinnbringend verkauft. Dass die Einnahmen daraus und aus dem Europacup nicht in prominente Namen, sondern vorrangig in die Infrastruktur fließen, ist positiv, auch wenn sportliche Rückschläge damit unausweichlich sind.
Weniger Konstanz bewies man dagegen an der Trainerfront: In den sieben Jahren unter Parits hat man ebenso viele Trainer verschlissen und dabei nicht immer gute Figur gemacht. Es ist gut möglich, dass diese Tradition fortgesetzt wird, wenn nämlich der noch zu suchende neue Sportchef andere Vorstellungen hat als der scheidende. Und da offenbart sich auch die Krux an der Konstellation: Einen Trainer, dessen Abschied besiegelt ist, bezeichnet man als Lame Duck, als lahme Ente, sprich als einen, der nicht mehr voranschreitet, sondern nur noch mitwatschelt. Wie ist das dann erst mit einem Sportchef, der die Gesamtentwicklung sichern soll; der bei Personalfragen entscheidend ist, bei der Koordinierung aller Mannschaften, der also - anders als ein Trainer - nicht für kurzfristige Ziele, sondern langfristige Pläne zuständig ist? Nun weiß man zwar mittlerweile über Parits, dass er nicht nur ein netter Mensch ist, sondern auch einer mit Kompetenz und Handschlagqualität, dem man nicht unterstellen mag, nicht das Beste für den Klub im Sinn zu haben. Dennoch: Zukunftsweisendes Konzept ist das des Sportchefs mit Ablaufdatum eher keines.