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Maurizio Pollini zählt unbestritten zu den wichtigsten lebenden Pianisten. Die Österreich-1-Sendung "Radiokolleg" porträtierte diese Woche den "Unermüdlichen", wie er von Kollegen genannte wird, jenseits seiner erstaunlichen Virtuosität.
Seit Jahrzehnten irritiert Pollini konservative Konzertgänger, indem er Beethoven, Chopin und Schumann mit Webern, Boulez oder Stockhausen kombiniert. Unter dem Titel "Progetto Pollini", das Urprojekt entstand übrigens 1995 in Salzburg, stellt er Musikwerke, die ihm persönlich wichtig sind, aus sieben Jahrhunderten zusammen. Die Auswahl der Werke und die Bestimmung der jeweiligen Schwerpunkte des Programms beschreibt sein Denken in Strukturen und Formen, in musikhistorischen Entwicklungen und Querverweisen. Oft arbeitet Pollini für sein "Progetto Pollini" mit dem Arnold-Schoenberg-Chor zusammen. Dabei begleitet Pollini auf dem Klavier. Erwin Ortner, Leiter des Chors, relativiert jedoch die "Begleit"-Position des Pianisten, denn Pollini habe eine unerbittliche Vorstellung von Tempi und Artikulation. "Pointiert könnte man sagen", so Ortner lachend, "ich begleite mit dem Schoenberg-Chor Pollini am Klavier." Das Porträt beschreibt den Künstler und die Philosophie seines Schaffens auch auf humorvolle Art und Weise. Die Sendung vermittelte dem Zuhörer ein nicht alltägliches Bild des sensiblen, intellektuellen Musikers und Denkers.