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Der "Urvater der Slowaken" soll seinen Platz räumen

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Europaarchiv

Umstrittenes Svätopluk-Denkmal war erst vor kurzem in Bratislavas Burg aufgestellt worden. | Bratislava. Nach gesichertem Forschungsstand hat Svätopluk, der zwischen 871 und 894 über das Großmährische Reich herrschte, nie das Gebiet der heutigen Slowakei betreten. Ein gutes Jahrtausend nach seinem Ableben wird die politische Szene dort dennoch durch ein Reiterstandbild des Großfürsten vor der erst kürzlich renovierten Burg in Bratislava erschüttert.


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Parlamentspräsident Richard Sulik musste sich am gestrigen Mittwoch denn auch wegen eines heftigen Streits um das Reiterstandbild einem Misstrauensantrag stellen. Initiiert hatte diesen sein Amtsvorgänger Pavol Paska. Sulik nehme seine Aufgaben nicht würdevoll wahr und sei eine Gefahr für die Demokratie, sagte Paska. Und Ex-Premier Robert Fico nannte Sulik sogar "barbarisch".

In Aufregung versetzt die beiden, dass Sulik demnächst dem Vorzeigeprojekt der im Juni abgewählten Fico-Regierung den Garaus machen könnte. Der Parlamentspräsident muss nämlich entscheiden, was mit dem meterhohen Reiterstandbild des Svätopluk geschehen soll, das Fico noch kurz vor den Wahlen mit großem Brimborium enthüllen ließ, um seine Amtszeit zu krönen.

Faschistische Symbole

Umstritten war Svätopluk schon lange vor seiner Installation. Kaum jemand mochte Fico darin folgen, dass der Großfürst, der nie das Gebiet der Slowakei betreten hatte, der erste König der Slowaken gewesen sein sollte. Ende Juli kolportierten Medien zudem, dass der Schild des Svätopluk mit einem Doppelkreuz versehen sei, wie es von der faschistischen Hlinka-Garde ab 1938 verwendet wurde.

Sulik hatte daraufhin eine Historikerkommission einberufen, die befunden hat, dass das Doppelkreuz dem faschistischen Symbol entspricht und das Standbild insgesamt mit "für Svätopluks Zeit untypischen Elementen" ausgestattet ist. Die Aufstellung des Standbildes sei eindeutig parteipolitisch motiviert, deshalb habe Svätopluk vor der Burg nichts zu suchen, lautet das Urteil der Experten.

Als Ausweg schlagen sie nun vor, Svätopluk an einem weniger prominenten Ort auf dem Burgareal zu platzieren und zuvor das Doppelkreuz auf dem Schild sowie die Inschrift "König der alten Slowaken" auf dem Sockel des Standbildes zu entfernen. Dem müsste jedoch der Urheber Ján Kulich zustimmen.