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Der verlässlichste Verbündete

Von David Ignatius

Analysen
Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Die USA setzen in Syrien im Kampf gegen den Islamischen Staat vor allem auf die kurdischen Kämpfer der "Volksschutzeinheit" YPG.


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Während die Regierung von US-Präsident Barack Obama um ihre Syrienstrategie schachert, ist eine Kurdenmiliz, die aus mehr als 25.000 schlachterprobten Kämpfern bestehen soll, mehrere Dutzend Kilometer nördlich von Rakka, der Hauptstadt des "Islamischen Staats" (IS), in Stellung - bereit, auf den Zufluchtsort der Extremisten zuzurollen. Spezialeinheiten der USA helfen der Gruppe syrischer Kurden, der "Volksschutzeinheit", nach ihren kurdischen Initialen YPG genannt, durch Unterstützung aus der Luft, durch Ausbildung und Nachschub. Eine Ladung von rund 100 Paletten Waffen und Hilfsgütern steht in der US-Luftbasis im Golf bereit und wartet auf die Genehmigung aus Washington, zu den kurdischen Kämpfern gebracht zu werden.

"Wir haben nichts gegen mehr Zusammenarbeit mit den USA und auch nichts dagegen, nach Rakka vorzurücken", sagt Saleh Muslim, der Co-Vorsitzende der Demokratischen Unionspartei, die die Aufsicht über die Miliz hat. Und er sagt, dass der entscheidende Angriff auf Rakka von einer arabischen Stammeseinheit der Region kommen soll, bestehend aus geschätzten 5000 Kämpfern, die mit der YPG zusammen-
arbeiten. Das Gespräch mit Muslim fand am Dienstag statt, über Skype, aus Nordostsyrien.

Mehrere US-Regierungsbeamte sagten, dass eine Entscheidung des Weißen Hauses über die erweiterte Hilfe seit mehr als einer Woche erwartet wird. Russlands jüngste militärische Schritte in Syrien haben die Beratungen erschwert.

Muslim sagt, die YPG-Einheit sei größer als die USA annehmen (25.000). Eine konkrete Angabe wollte er aber nicht machen. Die YPG-Kämpfer bekommen von den US-Kommandanten gute Noten. Die YPG ist der verlässlichste Verbündete der US-geführten Koalition in Syrien, aber sie ist mit mehreren regionalen Problemen belastet. Erstens hat sie enge Verbindungen zu der irakischen Kurdengruppe, die als Patriotische Union Kurdistans (PUK) bekannt ist, die in den letzten Jahren arg zersplittert ist und zunehmend Verbindungen zum Iran hat. Zweitens hat die YPG immer engere Verbindungen zur radikalen türkischen Miliz PKK, die von der türkischen Regierung als Terrororganisation einstuft wird. Syrien ist für die Politikverantwortlichen in den USA ein Alptraum, teils, weil die Schlachtordnung dort so kompliziert ist. Vom Gegner der USA, dem Iran, wird die YPG unterstützt. Der Verbündete der USA, die Türkei, bringt ihr Misstrauen entgegen.

Die USA sagen, sie wollen sich für eine diplomatische Einigung einsetzen, mit Hilfe Russlands, das gerade weitere beträchtliche militärische Kräfte ins nördliche Syrien entsendet. Der Fortschritt im Süden wird durch Jordaniens Widerstand gehemmt, den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zu stürzen, bevor nicht klar ist, wer ihm nachfolgen soll.

In diesem politischen Nebel ist das einzige Ziel aller Akteure - der Vereinigten Staaten, Russlands, der Türkei, des Irans, Saudi-Arabiens, Jordaniens und des syrischen Regimes - den Islamischen Staat zu besiegen. Die besten von den USA unterstützten Kämpfer gegen die Extremisten sind die syrischen Kurden. Sie sagen, dass sie noch viel mehr tun würden, mit Unterstützung der USA.

Übersetzung: Hilde Weiss