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Gemeindewohnungen kosten künftig um gut ein Zehntel mehr.
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Wien. Es war wohl gut gemeint, dass jede frei gewordene Gemeindewohnung automatisch saniert und damit in die höchste Kategorie der Gemeindewohnungs-Varianten, in die Kategorie A, katapultiert wurde. Einziger Nachteil: Die Wohnungen wurden damit auch teurer und der Ruf nach günstigeren wieder lauter. Jetzt stoppt Wohnbaustadtrat Michael Ludwig die seit 2004 allumfassende Aufkategorisierung der Wohnungen und legte am Donnerstag einen neuen Verteilungs-Schlüssel vor: Wiener Wohnen wird in Zukunft wieder mehr Wohnungen der Kategorie B und C anbieten. Es wird Hälfte-Hälfte gemacht. 1500 Wohnungen werden aufkategorisiert, 1500 sollen "hochwertig brauchbar" gemacht.

220.000 Gemeindewohnungen gibt es in Wien. 12.500 Wohnungen werden jedes Jahr neu vergeben. Bereits 60 Prozent sind Kategorie-A-Wohnungen. Mit der Beibehaltung der B- und C-Wohnungen komme man den Wünschen der Bürger nach, sagte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Vor allem die Jüngeren, aber auch Personen, die etwa von Scheidung betroffen sind , würden rasch und besonders kostengünstig einen Wohnraum brauchen.
"Brauchbar gemacht" statt aufwendig saniert
Die Wohnungen sollen in Zukunft rascher vergeben werden können. Bis jetzt standen sie oft zwischen vier und sechs Monaten leer. "So lange dauert es eine Wohnung aufzukategorisieren", sagte Josef Neumayer, Direktor von Wiener Wohnen. Ab jetzt sollen die günstigeren Wohnungen der Kategorie B oder C nur noch "brauchbar gemacht" werden. Dann sei die Vergabe bereits in ein bis zwei Monaten möglich und die Wohnungen stünden nicht mehr so lange leer.
Im Jahr 2011 hat der Stadtrat beschlossen, Wiener Wohnen, die größte Wohnungsverwaltung in Europa, auf neue Beine zu stellen; neben den Sanierungen wird das Unternehmen der Stadt umstrukturiert. 95 städtische Wohnhausanlagen werden derzeit saniert. Das Gesamtinvestitionsvolumen für die Modernisierung beträgt 595 Millionen Euro.
Statt den neun Kundenservicezentren wird es ab dem Jahr 2014 nur noch ein großes Kundenservicezentrum für Wiener Wohnen geben, und zwar in der Guglgasse neben dem Gasometer. Der Spatenstich für das Gebäude wird Ende November stattfinden. Den Hausbesorgern und Hausbetreuern werden Kundenmanager zur Seite gestellt, die sich um die Mieter und deren Beschwerden auch vor Ort kümmern sollen. Der Mieter soll - von der Beschwerde bis zur Konfliktlösung - nur noch einen statt ständig wechselnder Ansprechpartner haben. Die Hausbesorger und Betreuer werden mit Diensthandys ausgestattet.
"Clever, pfiffig, kostengünstig" stellen sich die neuen geförderten Wohnungen der Stadt Wien dar; die sogenannten Smart-Wohnungen. Der letzte Gemeindebau wurde 2003 errichtet. Seitdem gibt es nur noch den geförderten Wohnbau, der dem Modell Gemeindebau gleichkommt. Statt der Kategorien A, B und C finden sich dort Wohnungen und Smart-Wohnungen. Mindestens ein Drittel der Wohnungen eines Gebäudes müssen Smart-Wohnungen sein. Sie zeichnen sich durch eine kleinere Wohnungsgröße aus und stellen die günstigere Variante dar.
Der Quadratmeterpreis für eine Smart-Wohnung liegt bei 7,5 Euro. Bei einer Größe von 40 Quadratmeter kommen einmalig 2400 Euro Baukostenbeitrag hinzu. Viele Bauten werden derzeit mit diesem Konzept errichtet. Die erste Übergabe kann laut Stadtrat 2014 erfolgen. Die Warteliste dafür sei bereits sehr lang.
Laut Ludwig entsprechen viele Gemeindewohnungen der Kategorie B und C fast dem Standard der Kategorie A. Zum Vorwurf des teuren Wohnens in Wien erwiderte er: "Fünf Prozent der Mietwohnungen sind hochpreisig." Die Miete im Gemeindebau sei sogar unter der Inflationsrate gestiegen.