Zum Hauptinhalt springen

"Der Vorstand kommt wie die Jungfrau zum Kind"

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die beiden ÖIAG-Vorstände Peter Michaelis und Rainer Wieltsch bestätigten gestern, dass bis 28. Mai eine Klage gegen die VA Tech eingebracht wird - die sich eigentlich gegen Großaktionär Mirko Kovats richtet. Der Grund: Die verpatzte VA Tech-Hauptversammlung vom 29. April, bei der die Kovats-Gruppe gemeinsam mit Schweizer Aktionären die von ihr zuvor geforderte Kapitalerhöhung verhinderte. Entscheidend für den Ausgang der Causa sei die Prüfung der Übernahmekommission. Komme diese zum Schluss, dass es damals tatsächlich eine Absprache gab, hätte die ÖIAG gute Chancen, das Verfahren zu gewinnen, sagt Wieltsch zur "Wiener Zeitung".


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Der Vorstand kommt wie die Jungfrau zum Kind." Wieltsch versteht selbst nicht, wieso der ÖIAG-Vertreter den Vorstand klagen muss, um die vermeintliche Absprache der Kovats-Gruppe - der 13,3%-Eigentümer an der VA Tech - und den Schweizer Aktionären anzufechten. Das sei eben ein juristisches Rätsel, das die Experten zu lösen hätten.

Wieltsch betont nachdrücklich, wie zufrieden er und sein Kollege mit der Arbeit des VA Tech-Vorstands sind. Doch das klingt nicht sehr überzeugend, denn zuvor hatte Michaelis darauf hingewiesen, dass es am Vorstand läge, die Aktionäre - vor allem institutionelle und kleine Anleger - davon zu überzeugen, dass sie bei der Hauptversammlung anwesend sind und die eingebrachten Vorschläge auch unterstützen.

Fast scheint es, als wollte das ÖIAG-Duo damit dem VA Tech-Vorstand zumindest einen Teil der Schuld am "Schlamassel", das Kovats und sein Partner Ronny Pecik angerichtet haben, in die Schuhe schieben. Denn zur Hauptversammlung war lediglich die Hälfte der Eigentümer gekommen.

Entscheidend sei es nun, für das Unternehmen eine stabile Kernaktionärsstruktur zu finden, dafür könnten auch die Privatisierungspläne hinausgezögert werden, hebt Michaelis hervor. Das heißt, die ÖIAG könnte auch nach 2006 an der VA Tech beteiligt bleiben.

Telekom-Privatisierung

Bei der Telekom will sich die ÖIAG auf die Sperrminorität (25% plus eine Aktie) zurückziehen. Derzeit sind zwei große Investmentbanken mit der Prüfung des Zeitpunkts für einen weiteren Börsegang beschäftigt. Zum Verkauf steht ein Aktienpaket von 17%. Dass dieses noch an einen strategischen Investor, wie die Swisscom veräußert werde, sei nicht ausgeschlossen. Zur Zeit liege jedoch kein Angebot der Schweizer vor, betont Michaelis.

Teilverkauf der Post?

Die beiden Privatisierungsbeauftragten wollen ihre Pläne, wie es mit der Post weitergehen soll, nicht verraten. Die nächsten eineinhalb Monate seien die Post-Manager gefordert, nach der besten Lösung zu suchen.

Sie müssten entscheiden, ob es für den Dienstleister im Hinblick auf die Totalliberalisierung des Postversandes im Jahr 2009 wirtschaftlich überhaupt machbar sei, bei steigenden Kosten und sinkendem Umsatz ohne Partner auszukommen und trotzdem den Gewinn zu erhöhen. Diese strengen Vorgaben machen aber einen Post-Alleingang nahezu unmöglich und zwischen den Zeilen lassen Michaelis und Wieltsch durchblicken, dass es besser wäre, sich zumindest im Express- und Paketbereich für neue Märkte in Mittel- und Osteuropa einen Verbündeten zu suchen.

Bisher war als Partner immer die Deutsche Post im Gespräch, was jedoch nie bestätigt wurde. Es müsse darauf geachtet werden, dass ein weiterer Partner die gute Kooperation zwischen Post und PSK nicht gefährdet, sagte Wieltsch.