Überblick von alten Weltbild-Konflikten bis hin zur modernen Mars-Forschung.
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Wien. Was bis ins 20. Jahrhundert nur Vision und Imagination war - das Vordringen des Menschen in den Weltraum - ist heute Realität. Die damit verbundene Forschung hat der Menschheit enorme Erkenntnisse geliefert, deren Resultate - vom Navigationsgerät über das Mobiltelefon bis zur Teflonpfanne - aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Ab 25. Oktober präsentiert das Technische Museum Wien (TMW) in der Ausstellung "Space" auf über 600 Quadratmetern die "vielen unterschiedlichen Facetten der Raumfahrt", wie TMW-Direktorin Gabriele Zuna-Kratky am Mittwoch in einer Pressekonferenz ausführte. Es ist die erste Ausstellung zu diesem Thema seit 22 Jahren im TMW, von dem aus 1991 der damalige Bundespräsident Kurt Waldheim mit dem österreichischen Astronauten Franz Viehböck, der sich gerade in der russischen Weltraumstation "Mir" befand, plauderte. Viehböcks Raumanzug ist eines der vielen sehenswerten Exponate der Schau, die bis zum 29. Juni 2014 läuft.
Für Doris Bures, Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie, handelt es sich auch um eine "Leistungsschau über österreichische Technologie", denn bei fast allen Missionen der großen Weltraumagenturen, der ESA in Europa und der Nasa in Amerika, seien auch österreichisches Know-how und rot-weiß-rote Spitzentechnologie im Spiel. Die Zahl der in Österreich tätigen Unternehmen auf diesem Gebiet habe sich in den letzten zehn Jahren auf 50 verfünffacht. Aktuell hob Bures die beiden heimischen Nanosatelliten "Tugsat" und "Uni-Brite" hervor, die 2013 von Indien aus ins All geschossen wurden.
Als wertvollstes Objekt der Ausstellung bezeichnete Direktorin Zuna-Kratky die astronomische Prunkuhr des Philipp Imsser aus Tübingen aus dem Jahr 1555, die noch das antike geozentrische Weltbild darstellte. Dieses Weltbild hatte Nikolaus Kopernikus bereits in seinem hier ebenfalls ausgestellten Werk "De Revolutionibus Orbium Coelestium" aus 1543 aus den Angeln gehoben. Die Schau zeigt auch den Nachbau eines originellen Handplanetariums von Wilhelm Schickard aus dem 17. Jahrhundert: Damit konnte, je nachdem, ob es ein Kirchenmann oder ein aufgeklärter Geist zu Gesicht bekam, entweder das politisch korrekte geozentrische oder das wissenschaftlich korrekte heliozentrische Weltbild gezeigt werden.
Politik spielte stark mit
An einem baldigen Vordringen in den Kosmos zweifelte noch Albert Einstein im frühen 20. Jahrhundert, wie ein Brief im TMW beweist, doch Männer wie der Raketentechniker Hermann Oberth leisteten die nötige Pionierarbeit. Unter den 150 Schauobjekten befindet sich auch der Trainingshelm des ersten sowjetischen Weltraumspaziergängers Alexei Leonow. Die sehr kostspielige Raumfahrt hatte, vor allem in der Zeit des Kalten Krieges, auch eine stark politische Dimension. Der TMW-Besucher bekommt die Beengtheit in einer Raumstation, die Ausrüstung, auch jene für Notfälle bei der Rückkehr auf die Erde, anschaulich gezeigt. Wer möchte, kann sich an der Station "Space Curl" in alle Richtungen drehen und seine Eignung zum Astronauten testen lassen.
Einen Schwerpunkt der Schau, die naturgemäß nicht alle Bereiche der Weltraumforschung umfassen kann, bildet die Mission Mars. Eine Landung auf dem Roten Planeten gilt ja als nächstes Ziel der bemannten Raumfahrt. "Space" bietet die Chance, das Steuern eines Marsrovers und das Analysieren von Gesteinsproben nachzuempfinden. Mit Gelegenheiten zu Spielen und Interaktivität will das TMW vor allem viele junge Besucher, auch ganze Schulklassen anlocken.