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Der Währungs-Kaugummi

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.

Das internationale Währungssystem ist bis zu einem gewissen Grad flexibel - aber zu viel Luft bringt bekanntermaßen auch den elastischsten Stoff zum Platzen.


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Wir sind alle Währungsspekulanten. Einige freuen sich über die Preise chinesischer Exportgüter. Andere fliegen derzeit nach London oder in die USA, weil das Britische Pfund und der US-Dollar schwach sind und sich Einkaufen in diesen Währungen - im wahrsten Sinne des Wortes - auszahlt.

Aber solche Wechselkurs-Unterschiede spiegeln nur bedingt die tatsächlichen Stärken der jeweiligen Wirtschaft wider. Viele Währungsbewegungen sind durch Geldpolitik und - wie die Kapitalmärkte so oft - von subjektiven Gefühlen der Anleger getrieben.

"Der derzeitige Optimismus gegenüber dem Euro ist rein auf die vorsichtige Haltung gegenüber dem Dollar begründet und steht in keinem Verhältnis zu den wirtschaftlichen Fundamentaldaten," ist Michael Hasenstab, Vizepräsident von Franklin Advisors, überzeugt. Die Raiffeisen Zentralbank stellte in ihrer jüngsten Währungsanalyse fest, dass der Euro/Dollar- Wechselkurs vor allem von der Risikobereitschaft der Anleger abhängt: "Die niedrigen Zinsen in den USA und der stärkere Risikoappetit der Investoren machen den Dollar als Carry Trade-Währung interessant."

Bei solchen "Carry Trades" nutzen Investoren den Wechselkurs - ähnlich wie bei einem Fremdwährungskredit -, indem sie in einem Land mit niedrigen Zinsen Geld borgen und gleichzeitig in eine andere Währung investieren, die hohe Zinsen abwirft.

Dabei tragen sie sowohl das Wechselkurs- als auch das Zinsänderungs-Risiko. Dieses überraschte viele Anleger im vergangenen Jahr, als der japanische Yen, der bis dato als günstige Währung für solche Spekulationen galt, innerhalb weniger Tage um 10 Prozent stieg.

Ein starker Yen ist aber auch nicht im Interesse der japanischen Wirtschaft, die - ähnlich wie jene Chinas - sehr vom Export abhängt. China hat deshalb im vergangenen Jahr beschlossen, die eigene Währung - der Yuan ist die größte Einheit der "Volkswährung" Renminbi - wieder an den US-Dollar zu koppeln und ihren Wert künstlich niedrig zu halten.

Während der 1980er Jahre war die Währung abgewertet worden, um chinesische Exporte billiger zu machen und damit die sich langsam öffnende Wirtschaft zu stützen.

International werden Stimmen laut, eine 2007 geschaffene Wechselkursbestimmung auf Grund von Marktfaktoren basierend auf einem Korb von verschiedenen Währungen wieder einzuführen, denn ein künstlich niedrig gehaltener Yuan bedeutet Wettbewerbsvorteile für China.

Aber auch die übrigen Weltwährungen sind durch nationale Geldpolitik oder internationale Organisationen wie den Internationalen Währungsfonds in ihren Wechselkursen nicht völlig frei. Der Gouverneur der Bank of Canada, Mark Carney, rief jedoch kürzlich dazu auf, alle systemrelevanten Währungen völlig frei fließen zu lassen, damit diese den globalen Kapital- und Investitionsstrom widerspiegeln.