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"Beide Seiten erkannten die Feststellung an, dass das gekaufte Stück Fleisch 3,2 Kilogramm wog." Dieser Satz aus dem schier unendlichen schriftlichen Urteil des Sportgerichtshofes offenbart die Absurdität der Causa Contador. Über 18 Monate erforschten und ermittelten beide Seiten - die Klägerin Wada (Anti-Doping-Behörde) sowie der angeklagte Radprofi - die Herkunft eines Steaks. Alle nur erdenklichen Möglichkeiten, wie die Substanz Clenbuterol in den Körper Alberto Contadors gelangt sein könnte, wurden diskutiert und von Experten bewertet. Die Kosten dieses langen Verfahrens müssen gewaltig sein.
Aber so sieht der Anti-Doping-Kampf der Gegenwart aus. Vor allem bei großen Fällen, wenn echte Stars des Sports positiv getestet werden, verlagert sich der Fall vom Labor in den Gerichtssaal. In Dopingfragen gilt im Sport die Beweislastumkehr, das heißt, die Sportler müssen nachweisen, dass sie unverschuldet positive Tests abgegeben haben. Manchmal gelingt das den Athleten, die meisten aber versuchen es nicht einmal. Contador, der am besten bezahlte Radprofi der Welt, hat andere Möglichkeiten. Derartige juristische Streitigkeiten, die sich über Jahre ziehen, müssen der Sport und seine Organisatoren künftig verhindern, ohne den Aktiven aber ihr Recht zu nehmen, ihre Unschuld zu beweisen. Die detektivischen Ermittlungen über den Weg eines Steaks beweisen jedoch recht eindeutig, dass der jetzige Weg absurd ist.