Wien. Der Grund, Ende der 90er Jahre die einzelnen Abteilungen der Wohnhausverwaltung im Wiener Magistrat unter dem Namen "Wiener Wohnen" in eine Unternehmung der Stadt Wien umzuwandeln, war nicht nur eine beabsichtigte Effizienzsteigerung. Einige der ehemaligen Hausinspektoren - heute "Wohnberater" genannt - dürften ihre Kompetenzen überschritten und Wohnungsvergaben beeinflusst haben, meinten kritische Stimmen im Rathaus.
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Im Büro von Wohnbaustadtrat Werner Faymann betont man allerdings, dass die Vereinfachung im Vordergrund stand. "Es gab drei Abteilungen - die MA 27 für den technischen Bereich, die MA 50 für die Wohnungsvergabe und die MA 52 für die Wohnhausverwaltung. Aufgrund der verstreuten Kanzleien in ganz Wien war eine Abstimmung untereinander schwierig", so ein Sprecher von Faymann.
Mittlerweile sind diese drei Bereiche zusammengefasst: In den neun Wiener Kundendienstzentren arbeiten nun für jeden Bezirk Dreierteams, bestehend aus einem Kaufmann, einem Techniker und einem Wohnberater. Bei der Vergabe günstiger Gemeindewohnungen wurden die Papierakten für die Reihung durch frei einsehbare Computerlisten ersetzt: Die Vorgänge sind transparenter geworden. Aber die Umstrukturierung hat nicht nur Gutes gebracht. "Die Hausinspektoren waren die guten Engel des Gemeindebaus und fungierten als Puffer zwischen Mieter und Verwaltung", erinnert sich ein ehemaliger Hausinspektor. Diese Bürgernähe sei nach der Neustrukturierung, aber spätestens nach der Abschaffung der Hausmeister verloren gegangen.
Dass jemand seine Kompetenzen überschritten haben soll, davon weiß der Ex-Beamte zwar nichts, "aber schwarze Schafe gibt es doch überall." Vorstellbar wäre es jedenfalls gewesen. Zwar herrschte damals das ungeschriebene Gesetz, dass ein Hausinspektor nie in seinem Wohnbezirk agieren durfte, "ganz, ganz vereinzelt" habe man sich daran aber nicht gehalten: Wenn ein Hausinspektor in seinem Bezirk arbeitet und gleichzeitig Bezirksrat ist, dann ist das nicht gut für die Optik, meint der ehemalige Hausinspektor.
Ob nun Missbräuchen endgültig ein Riegel vorgeschoben werden konnte, darüber scheiden sich die Geister. Tauchen "unklare Fälle" auf, tritt eine Vergabekommission auf den Plan: Werden die Vormerkkriterien nicht erfüllt, kommt diese bereits in den 80er Jahren ins Leben gerufene Kommission zusammen, um - unabhängig von Wiener Wohnen - eine Entscheidung zu fällen.
Kommission SPÖ-nahe
Allerdings setzt sich diese Kommission entsprechendder jeweiligen Stadtregierung zusammen. In Wien hat die SPÖ die absolute Mehrheit. Und wie man am Fall eines Single-Akademikers sehen kann, dem eine 68-m²-Wohnung am Schafberg zugesprochen wurde, passiert politische Einflussnahme bei Wohnungsvergaben offenbar noch immer. 14