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Der Weg zur Vergötterung

Von Stefan Meisterle

Wirtschaft
iLeadership
© Ariston Verlag

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Von der Garagenfirma zum wertvollsten Konzern der Welt: Der Elektronik-Konzern Apple hat in nur drei Jahrzehnten eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte geschrieben. Das Mastermind hinter dem rasanten Aufstieg ist der Gründer, geschasste Rebell und gefeierte Heimkehrer Steve Jobs. Wie  der von vielen Apple-Fans vergötterte Konzernlenker tickt, mit welchen Maßnahmen er das Unternehmen aufbaute, welche Rolle die Liebe zum Detail spielt und wie Produkte "cool" werden,  beschäftigte den langjährigen Apple-Manager Jay Elliot so sehr, dass er Jobs  gemeinsam mit William L. Simon ein Denkmal setzte.

Die Unternehmerbiographie "Steve Jobs. iLeadership" widmet sich folglich voll und ganz der Beantwortung dieser Fragen, berichtet über Hintergründe der Entstehung von Verkaufshits wie Mac, iMac, iPod und iPhone und gibt unterhaltsame Anekdoten zum Besten.

Im Kern des einzigartigen Führungsstils von Steve Jobs steht dabei das Produkt. So erzählen Elliot und Simon, dass der Apple-Guru von Beginn des Unternehmens an, das er gemeinsam mit Steve Wozniak, dem die Autoren als "dem anderen Messias" Anerkennung zollen, nur ein Ziel verfolgt: Neuartige Produkte zu schaffen, die den Kunden überzeugen und begeistern. Dabei stellte Jobs fest, dass die Konzentration auf einige wenige, dafür hochqualitative Produkte eine größtmögliche Kontrolle über die eigene Marke erlaubt – und daher zum Erfolg führt. Um diese Qualität zu gewährleisten, benötigt er die besten Mitarbeiter – die er zum Teil auch mit ungewöhnlichen Mitteln für sich und Apple gewinnt.

Angestellte gefordert und gefördert

Als Angestellter von Steve Jobs hat man trotz des hervorragenden Rufes des Unternehmens freilich kein leichtes Leben. Jobs praktiziert "Management durch Herumgehen", ist also ständig präsent und will seine Mitarbeiter mit Fragen wie "Was tust du, um das Geld zu verdienen, das ich dir zahle?" anspornen – um gleichzeitig auch lobende Worte für Angestellte parat zu haben. Als noch einprägsamer dürfte sich die von der Chefetage geforderte Leidenschaft und Liebe zu den eigenen Produkten erweisen. Wer nicht bereit ist, rund um die Uhr zu arbeiten oder zumindest erreichbar zu sein, kann seine Koffer packen, wie die Autoren schildern.

Dafür ist Jobs bereit, seinen Mitstreitern für ihre aufopfernde Arbeit einiges zu bieten. Mit der Schaffung und Einrichtung von Erholungszonen, der Zahlung von Boni und Belohnungen auch an einfache Mitarbeiter will Jobs seinen Angestellten das Gefühl geben, für Unternehmen und Produkt wertvoll zu sein. Und dadurch ihr volles Potenzial an kreativen Leistungen abrufen zu können und so ein Intelligenznetzwerk bereits an der Basis des Unternehmens zu schaffen.

Denn neben der Leidenschaft für die Arbeit gibt es kaum eine Qualifikation, die Jobs bei Mitarbeitern höher gewichtet als Einfallsreichtum. Denn nur durch Kreativität könne das Produkt innovativ sein – was Apple mit iPod, iPhone und iPad unter Beweis stellte. So predigt Jobs – auch in den Konzernen, in denen er inzwischen als Aufsichtsrat tätig ist, Innovation als Grundprinzip, das noch über Profit zu stellen ist: "Innovation als Evangelium" fassen die Autoren Jobs Auffassung in einem Kapitel zusammen.

Praktische Handlungsanweisungen

Neben der biographischen Schilderung des Werdegangs von Steve Jobs bietet "iLeadership" dem unternehmerisch interessierten Leser darüber hinaus auch einzelne praktische Tipps. So zitieren die Autoren Jobs, wenn er zu Weitsicht und Veränderung rät: "Aktualisiere stets deine Vision und fordere dich selbst mit der Frage heraus: ‚Was spricht die Kunden an‘? ‚Wird das dem Käufer helfen und würde ich selbst diese Funktion haben wollen‘?". Und auch die Hartnäckigkeit des Unternehmers wäre nach Ansicht des Apple-Chefs entscheidend: So wäre"die Hälfte dessen, was den erfolgreichen Unternehmer vom nicht-erfolgreichen unterscheidet, reine Beharrlichkeit", lautet Jobs Empfehlung.

Begeistert von Jobs Hingabe, Disziplin und Führungsstil wagen die Autoren freilich nur selten einen kritischen Blick auf den Apple-Guru, sodass "iLeadership" der Person hinter dem Mythos kaum neue Konturen zu geben vermag und über weite Strecken dem Personenkult verhaftet bleibt – auch weil private Aspekte so gut wie gänzlich ausgeklammert bleiben. Lesenswert bleibt das Buch dennoch – schließlich steht doch unzweifelhaft fest, dass der Weg des Steve Jobs ein ungewöhnlicher ist. Und damit durchaus ein weiteres Denkmal verdient. Denn es ist durchaus als Prahlerei zu verstehen, wenn Jobs erzählt: "Mit dreiundzwanzig war ich eine Million wert, mit vierundzwanzig zehn Millionen und mit fünfundzwanzig über zweihundert Millionen." Doch es ist auch eine gute Portion Realismus dabei: Heute ist Apple an der Börse 340 Milliarden Dollar wert. Und Jobs dürfte mehrere Millionen Aktien besitzen.

Jay Elliot und William L. Simon
Steve Jobs iLeadership. Mit Charisma und Coolness an die Spitze.
Ariston Verlag
Erschienen 2011
Gebunden, Ariston, 272 Seiten
ISBN: 978-3424200492