Im Iran müssen sich Männer möglicherweise künftig darauf einstellen, dass ihr bisher verbrieftes Recht auf die Ehe mit mehreren Frauen eingeschränkt wird. Nach einem Gesetzentwurf der parlamentarischen Rechtskommission dürfen sich Männer künftig nur mit Zustimmung ihrer ersten Frau eine Zweitfrau nehmen.
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Ausnahmen soll es nur geben, wenn die erste Ehefrau ihren Mann verlassen hat oder zu einer längeren Haftstrafe verurteilt wurde. Das berichtete die Nachrichtenagentur ISNA am Montag unter Berufung auf einen Sprecher des Parlamentsausschusses. Bisher konnte sich ein Mann eine Zweitfrau auch ohne Einwilligung seiner ersten Frau nehmen.
Sollte der Reformvorstoß umgesetzt werden, wäre dies ein Etappensieg für die Frauen in der islamischen Republik. Der Entwurf muss jedoch vom Parlament sowie vom sogenannten Wächterrat gebilligt werden, der prüft, ob die Vorlage mit islamischem Recht in Einklang steht.
In den vergangenen Jahren ist die Polygamie im Iran besonders in städtischen Regionen drastisch zurückgegangen, obwohl Männer nach islamischem Recht bis zu vier Frauen gleichzeitig haben würfen. Der Grund für diesen Rückgang liegt zum Teil im gestiegenen Status von Frauen in der Familie. Angesichts der schlechteren Wirtschaftslage können viele Männer aber heute auch nicht für mehr als eine Ehefrau sorgen.
Frauenrechtlerinnen sehen die Vielehe zumeist als eine abgewandelte Form der Prostitution. Muslimische Gelehrte halten dagegen, dass die Polygamie auch Vorteile für Frauen habe. So stünden Witwen beispielsweise gesellschaftlich besser da, wenn sie eine Verbindung als Zweitfrau eingingen als wenn sie alleine blieben.
Dass dieser Status kein natürlicher, sondern ein von der Gesellschaft verliehener ist, verschweigt diese Argumentation.