Zum Hauptinhalt springen

Der weggedrückte Herzog

Von Bernhard Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 3 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Als Alexander Graham Bell 1877 das ein Jahr zuvor der Öffentlichkeit vorgestellte Telefon einer kommerziellen Nutzung zuführte, war im wohl nicht klar, dass die wichtigste Funktion das Aufhängen sein würde. Als Schotte sollte ihm ein Bemühen um möglichst kurze Gespräche eigentlich im Blut liegen. Kostet ja schließlich alles Geld. Apropos Geld: Über eine hohe einstellige Millionensumme dürfen sich die einstigen Royals Prinz Harry und Herzogin Meghan freuen. Mit ihrem nur knapp zweistündigen Interview mit Oprah Winfrey auf CBS haben sie so viel verdient wie ein gut situierter Brite in etwa 200 Jahren Arbeit - eine unerhörte Effizienz. Vor allem: Was macht man den Rest des Tages? Verdienstmäßig lässt es sich ja dann kaum noch toppen. Schon klar, dass man da ein Motivationsproblem bekommen kann. Vor allem als stinknormaler Brite. Denn da kann man Anleihen an österreichischer Rechtsgeschichte nehmen und fragen: "Wos war mei Leistung?"

Wie auch immer, einer der zahlreichen kleineren "Aufreger" im besagten Interview war, dass der Thronfolger, Prince Charles, offenbar im Zuge der ganzen "Megxit"-Nachwehen die Anrufe seines Sohns Harry nicht mehr annehmen wollte. Der entlaufene Herzog wurde rüde weggedrückt. Möglicherweise wollte Charles ihm damit nur eine Lektion erteilen: Long-Distance-Anrufe aus den USA sind schließlich teuer, da muss man sich kurz fassen. Und der kürzeste Anruf ist der, der nicht stattfindet. Alexander Graham Bell hätte wohl zugestimmt - so als Schotte.