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Viele Nachahmer unter den Spa-Hotels. | Österreich ist Europas führende Wellness-Nation.
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Bad Waltersdorf/Wien. Nach jahrelangem Investieren in Hallenbäder, Massageräume und Saunen trennt sich in der Wellness-Hotellerie die Spreu vom Weizen: "Der Markt befindet sich in einem Ausleseprozess. Der Wellness-Hype ist vorbei", sagt Manfred Kohl, Chef der Tourismusberatung Kohl & Partner, zur "Wiener Zeitung". Das Angebot an Wellness-Hotels steige stärker als die Nachfrage der Gäste.
"Für einige Hotels waren die Investitionen in Wellness letal, weil sie gebaut haben, aber ihr Konzept und ihr Marketing nicht umgestellt haben", sagte Jakob Edinger, Partner der Edinger Tourismusberatung, vor Journalisten. Eine Wellness-Anlage koste ein bis fünf Millionen Euro. Die Kosten hätten bei manchen Betrieben zum Konkurs geführt - weil für den Spa mehr Personal gebraucht wurde, aber keine höheren Preise durchgesetzt werden konnten.
Österreich wird von heimischen Experten als Wellness-Nation Nummer eins in Europa bezeichnet. In den letzten Jahren wurde laut Edinger aber viel imitiert. "Reine Nachahmer-Investitionen sind gefährlich", warnt der Tourismusberater. Nicht bei jeder Unterkunft, die sich selbst "Wellness-Hotel" nennt, trifft die Bezeichnung zu: Von allen 989 Spa-Betrieben in Österreich hat der Hotelführer "Relax-Guide" nur 294 mit Lilien, dem Qualitätsgütesiegel der Branche, ausgezeichnet. In Deutschland erhielten nur 266 der 1327 Spa-Häuser das Siegel.
Statt dem Perserteppich zählen Details im Service
"Bei Ferienhotels ab vier Sternen erwarten sich Gäste mittlerweile ein Basis-Wellnessangebot", so Kohl. Spa-Hotels müssten sich spezialisieren - etwa auf Ayurveda oder auf die Marktnische Medical Wellness, also auf Urlaub mit Gesundheitsvorsorge.
Denn die Gäste sind bei der Auswahl ihrer Unterkunft erfahrener geworden. Schokolade-Behandlungen oder hawaiianische Lomi-Lomi-Massagen beeindrucken kaum. "Jetzt zählt nicht mehr so sehr das Gebäude, der Marmor und der Perserteppich, sondern die Qualität der Leistung", sagt Edinger. "Früher konnte man einen Gast mit neuen Anlagen beeindrucken, jetzt sind die Details wichtig", so Hotelier Werner Unterweger, der mit seiner Frau Gunda den Steirerhof in Bad Waltersdorf führt. Dazu gehört ein Gelsenstecker im Zimmer, ein Sonnencreme-Spender am Pool oder dass zum Sonnenuntergang ein Walzer gespielt wird.
Wellness-Urlauber sind besonders spendabel
Das Potenzial für Wellness-Hotels ist da: Elf Prozent der Gäste in Österreich verbringen einen Wellness- oder Gesundheitsurlaub, wie aus dem Tourismus Monitor Austria (T-Mona) hervorgeht. Davon kommen 39 Prozent aus Deutschland, 24 Prozent aus Österreich und 8 Prozent aus den Niederlanden. Fast zwei Drittel der Gäste steigen in Vier- oder Fünf-Stern-Herbergen ab. Im Durchschnitt sind sie 48 Jahre alt und geben 120 Euro pro Tag aus.
Davon profitiert die Branche: Die Eigenkapital-Quote liegt bei Wellness-Herbergen mit 15 Prozent höher als beim Durchschnitt der Vier- und Fünf-Stern-Betriebe mit 8,6 Prozent, wie aus einer Statistik der Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) hervorgeht. Gemessen am operativen Erfolg pro Zimmer gehören von den zehn wirtschaftlichsten Ferienhotels sieben zur ausgewiesenen Wellness-Hotellerie.