Zum Hauptinhalt springen

Der Weltraumfahrer ist wieder in Wien gelandet

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Die stark expandierende Division "Space & Communication" der Boeing Company hat am Freitag ihr Europabüro in Wien eröffnet. Europadirektor ist Franz Viehböck, Österreichs erster und bisher | einziger Raumfahrer.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 25 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Von 2. bis 10. Oktober 1991 hat der Diplomingenieur für Elektronik in der russischen Raumstation Mir die Erde umkreist und dann zwei Jahre lang Vorträge über das Projekt "Austromir" gehalten,

bevor er in den USA bei Rockwell anheuerte, dessen Raumfahrt- und Rüstungssparte schließlich von Boeing übernommen wurden. Nach fünf Jahren in Kalifornien, wo er schon bisher internationale Programme

der Boeing Space & Communication leitete, ist er jetzt wieder in Wien gelandet. Von hier aus soll er die Kontakte zu den europäischen Partnern vertiefen, vor allem aber auch seine guten Beziehungen

als Absolvent der russischen Yuri-Gagarin·Kosmonautenschule in den Osten nutzen, wo Boeing Chancen auf günstige Einkäufe von Zulieferungen und Manpower sieht.

"Boeing, das ist nicht mehr nur Flugzeuge", sagt Vizepräsident Jim Albaugh in Wien vor der Presse bei der Vorstellung seines "Freundes Franz". "Und es ist auch keine rein amerikanische, sondern mehr

und mehr eine globale Firma - der Konzern beschäftigt in Europa bei 500 Zulieferern 70.000 Leute."

Die Division "Space und Communication" baut unter anderem die Raumfähre Challenger und ist Hauptauftragnehmer für die Internationale Raumstation ISS. Man sieht starke Expansionschancen bei

Kommunikations-Satelliten · auch wenn Iridium, der erste Satellitentelefon-Betreiber, für den man immerhin 55 Satelliten in den Himmel geschossen hat, derzeit akut in Geldnöten steckt.

Im Vorjahr setzte die Boeing-Sparte "Weltraum und Kommunikation" weltweit mit 40.000 Mitarbeitern 7 Mrd. Dollar um, binnen sechs Jahren will man verdoppeln. Den derzeitigen Umsatz von bis zu 300

Mill. Dollar in der europäischen Sektion von Space & Communication will man verzehnfachen.

Viehböck hat sich vorgenommen, die "kleinen, aber feinen" österreichischen Zulieferer der Luftfahrt- und Weltraumindustrie · etwa Plansee, SDP, Böhler · stärker einzubinden. Derzeit größter

österreichischer Lieferant für Boeing ist Fischer, zuletzt mit den Innenverkleidungen für die neue Boeing 717.

Obwohl sein "Hauptberuf" der Weltraum bleibt, wird Viehböck seinen Kollegen von den anderen Boeing-Divisionen "natürlich" helfen, in Österreich Türen aufzumachen. Sollten Abfangjäger gekauft werden,

könnte Boeing mit der F-18 konkurrenzfähig sein., Auch für den beschlossenen Hubschrauberankauf würde sich im Katalog des Konzerns aus Seattle Passendes finden. Und das "Regierungsflugzeug"? Auch

diese Diskussion hat Viehböck im fernen Amerika verfolgt: "Die neue Business-Version der 737 mit Zusatztanks fliegt Staatsbesuche nonstop bis Tokio."