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Der Wert des Facebook-Unternehmens sind die verwertbaren Nutzerdaten

Von Konstanze Walther

Analysen

Es gibt Dinge, bei denen versteht der jugendliche Facebook-Gründer Mark Zuckerberg keinen Spaß. Und zwar, wenn es um User-Daten geht. Nicht den Schutz der Daten. Sondern die Verwertbarkeit derselben. | Ärger über Facebook


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In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Netzwerkes steht - versteckt zwischen den Verboten der Nutzung für gewerbliche Zwecke und des Hochladens von pornographischem Material - die Facebook-Forderung Nummer eins: Der Nutzer muss sich mit seinem echten Namen registrieren. Verpflichtend sind zudem die Angabe des Geburtsdatums und des Geschlechts.

Facebook lässt sich die Garantie, dass die Nutzerdaten echt sind, auch etwas kosten. Die Website hat inzwischen mehr als 400 Millionen aktive Nutzer. Und diese werden von Zeit zu Zeit durchsucht. Dazu verwendet Facebook beispielsweise eine Software, die die Community-Seiten stichprobenweise nach falschen Namen absucht. Ganz vorne auf der Liste stehen Namen, die den Geruch der Fantasie haben.

Vergangenen Sommer machte der Fall der "Alicia Istanbul" im Internet die Runde. Facebook würgte unter der Annahme, dass dies eine "falsche Identität" sei, ihren Account ab.

Drei Wochen vergingen, in denen beglaubigte Urkunden hin und her gefaxt wurden, bis Facebook das Konto der Frau Istanbul, die tatsächlich so heißt, wieder zugelassen hat. Alicia Istanbul wollte unbedingt ihr Konto zurück, hängen doch viele ihrer Freunde im Netz. Allerdings fand auch sie es eigenartig, dass Facebook zweierlei Maß bei Verwaltungsübertretungen anwendet. Denn wenn der User etwas Verbotenes tut, wie etwa die Verbreitung von Pornobildern, dann erhält er von Facebook eine Warnung - auf dass der User die Fotos entfernen möge, sonst droht ihm die Abschaltung des Accounts.

Wenn Facebook hingegen eine falsche Identität wittert, folgt gleich der Hinauswurf aus der Community ohne jegliche Vorwarnung. Denn dann fühlt sich Facebook um seine Handelsware betrogen: echte Daten. Der Wert des Unternehmens sinkt. Daten sind das Tauschgeschäft gegen die Benutzung des Services. Nur weil der Benutzer kein Geld zahlt, ist die Nutzung noch lange nicht kostenlos.

Jetzt überlegt Facebook gerade, die Nutzungsbedingungen erneut zu ändern, diesmal eine Spur frecher als sonst: Der Online-Dienst will "Nutzerdaten automatisch an Dritte weitergeben". Rein rechtlich ist das dem Unternehmen wohl im Graubereich erlaubt, solange die Mitglieder "einwilligen" - mit fortgesetzter Nutzung.

Dass die Nutzungsbestimmungen geändert worden sind, merken allerdings die meisten Facebook-Benutzer nicht. Daher ist der Aufschrei der deutschen Ministerin für Verbraucherschutz, Ilse Aigner, sehr wichtig: Sie macht wenigstens einen Teil der Öffentlichkeit für kurze Zeit darauf aufmerksam, dass die Nutzerdaten selbstverständlich weiterverwendet werden.