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Baukonzerne sind ständig am Ball. | In Sotschi winken Aufträge von bis zu einer Milliarde Euro. | Brasilien könnte die Südafrika-WM noch toppen. | Der Salzburger Baukonzern Alpine hatte sogar im Krisenjahr 2009 häufig Grund zur Freude: Vor allem die Fußball-EM 2012, die in Polen und der Ukraine ausgetragen wird, sicherte dem Spezialisten für Stadion-Bauten mehrere Großaufträge: Im April 2009 wurde Österreichs zweitgrößte, allerdings mehrheitlich in spanischem Besitz befindliche Baugruppe beauftragt, im Rahmen eines Konsortiums die Baltic-Arena in Danzig zu errichten.
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Auch im polnischen Posen ist sie beim Umbau des dortigen Stadions mit von der Partie. Die gesamte Auftragssumme beläuft sich für die Arbeitsgemeinschaft auf fast 190 Millionen Euro.
Innerhalb weniger Wochen durfte die Alpine-Crew über zwei weitere Großaufträge jubeln - und zwar das 55.000 Sitzplätze umfassende Nationalstadion in Warschau samt Shopping Zone, Restaurants, Fitnesscenter und Konferenzräumlichkeiten - Angebotssumme: 285 Millionen Euro - sowie über die mit einem Büro- und Einkaufzentrum angereicherte neue Spielstätte in Krakau. Weiters konnte sich das Unternehmen, das schon bei der Euro 2008 in Klagenfurt, Innsbruck und Wals-Siezenheim zum Zug gekommen war, im Vorjahr auch in China einen prestigeträchtigen Auftrag holen: Seine dortige Tochter, die Alpine Mayreder Construction Co., setzte sich als Bestbieter gegen die internationale Konkurrenz durch und durfte den österreichischen Pavillon auf der derzeit laufenden Expo 2010 in Shanghai errichten.
Das Auftragsvolumen betrug zwar nur 5,5 Millionen Euro - gemessen an den 43 Milliarden Euro, die dort insgesamt investiert wurden, ein Klacks -, doch die Alpine kann sich als Generalunternehmer zumindest ein halbes Jahr lang am spannenden Zukunftsmarkt präsentieren. Für die Planung des futuristisch-ausgeflippten Pavillons war übrigens das Wiener Architekturbüro Span & Zeytinoglu zuständig, die multimediale Ausstattung besorgte die Welser Firma Kraftwerk Living Technologies.
Bisweilen kommt es allerdings bei der Auftragsjagd zu herben Enttäuschungen: Die Alpine hatte etwa schon 2007 den Zuschlag für den Stadionneubau im ukrainischen Lemberg (Lviv) erhalten, zog sich jedoch wieder zurück. Zahllose Sonderwünsche der Stadt haben die geplante Bausumme von 85 Millionen Euro unrealistisch gemacht. Trotzdem zählt sie zu jenen rot-weiß-roten Unternehmen, die sich von internationalen Großereignissen, bei denen stets Milliarden-Aufträge vergeben werden, einiges erwarten.
London: Großaufträge schon vergeben
Immer wenn sportliche Mega-Events (beispielsweise internationale Fußball-Turniere, Olympische Sommer- bzw. Winterspiele oder aber die Commonwealth Games, die im kommenden Oktober in Delhi stattfinden) anstehen, mischen auch österreichische Betriebe immer wieder gerne mit. Der gewohnte Investitionsschub, der in jedem Fall fällig wird, verheißt ihnen jedenfalls interessante Aufträge - sofern sie sich bei den internationalen Ausschreibungen primär gegen die jeweils nationale Konkurrenz, aber auch den Rest der Welt durchsetzen. Normalerweise werden nämlich nicht bloß Sportstätten, Trainingsanlagen oder Mannschaftsunterkünfte gebaut oder zumindest modernisiert, sondern obendrein gewaltige Summen in die gesamte Infrastruktur gebuttert.
Für die Olympischen Sommerspiele 2012 etwa steht ein Etat von 11,8 Milliarden Euro parat. Im Londoner Stadtteil Stratford nimmt gerade der Olympiapark Gestalt an. Das größte Einzelprojekt ist das geplante Olympische Dorf, das rund 3600 Wohneinheiten mit mehr als 17.000 Betten für Athleten und Offizielle bieten soll. Baubeginn war bereits 2007. Vor zwei Jahren wurden weitere Bauvorhaben gestartet - darunter das Olympiastadion, die Volleyball-, Basketball- und Handballarenen sowie das Hockeystadion.
Die meisten Aufträge sind folglich schon vergeben, und neben internationalen Unternehmen wie Schindler Aufzüge, Saint Gobain oder Arcelor/Mittal waren auch österreichische erfolgreich, etwa Waagner Biro oder der Stahlbauer Zeman. Die ODA (Olympic Delivery Authority) wird allerdings noch Aufträge im Wert von 1,7 Milliarden Pfund (2 Milliarden Euro) vergeben, wobei sich britische Unternehmen die besten Chancen ausrechnen dürfen. Doch auch der Wiener Caterer Do & Co. ist gut im Rennen: Chef Attila Dogudan, u.a. bei der Fußball-Euro 2008 im kulinarischen Einsatz, hofft, die Briten bei Olympia einkochen zu dürfen, was ihm bis zu 40 Millionen brächte. Den Zuschlag für die nächste Europameisterschaft der Kicker in Polen und der Ukraine hat er bereits in der Tasche. Das aktuelle Fußball-Event in Südafrika ließ Do & Co allerdings aus Preisgründen aus. Derzeit gilt die Olympia-Metropole London jedenfalls als Auftrags-Mekka schlechthin: Die Stadt, die britische Regierung und private U-Bahn-Betreiber investieren zusätzlich 43 Milliarden Euro in die Modernisierung von Bahnhöfen, Signalanlagen und das Schienennetz.
In der Ukraine wiederum sollen - mit Hinblick auf die Fußball-EM 2012 - vom Staat und privaten Investoren immerhin 10 Milliarden Euro investiert werden, ähnlich viel wie in Polen. Zahllose Projekte sind geplant: Neue Straßen, Brücken und Tunnels werden gebaut, Autobahnen rekonstruiert, Flughäfen renoviert, die Bahnverbindungen erweitert, ebenso das U-Bahn-Netz. Obendrein sind mehr als 100 Hotels geplant, was internationale Baufirmen, Architekten und Ingenieurbüros, aber auch Baustoffhändler animiert hat, sich um das krisengebeutelte Land zu kümmern.
Unternehmen setzenauf russischen Bären
Die Zeit wird allerdings allmählich knapp, auch für jene Betriebe, die sich von den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi einiges erwarten: Die Investitionssumme für das russische Großereignis hat sich laut russischen Zeitungen mittlerweile auf rund 25 Milliarden Euro verdoppelt. Die ursprünglich extrem hohen Erwartungen der Österreicher, die sich bislang laut Moskauer Handelsdelegiertem Dietmar Fellner rund 300 Millionen gesichert haben, wurden bislang freilich enttäuscht.
Die Strabag darf zwar den lokalen Airport um 62 Millionen Euro gemeinsam mit einer russischen Baufirma modernisieren und beim Aufbau des Skikurorts Roza Khutor mitmachen. Ihre Connection zum Oligarchen Oleg Deripaska brachte ihr bislang jedenfalls weitaus weniger als erhofft. Allerdings: Ein 600 Millionen-Auftrag zum Bau des Olympischen Dorfes könnte Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner noch für die endlose Wartezeit entschädigen.
Während der Vorarlberger Seilbahn- und Liftbauer Doppelmayr seine Schäfchen schon im Trockenen hat - er wird, u.a. im Auftrag der Gazprom, insgesamt 20 Anlagen im Kaukasus errichten - und 20 weitere Unternehmen aus Österreich, darunter Asamer, Skidata und die Alpine, Aufträge erhielten, müssen andere noch zittern: Der Tiroler Textilverarbeiter Bellutti etwa, der schon bei den letzten beiden Olympischen Winterspielen dabei war, will auch in Sotschi zu den Siegern zählen. Er stellt - neben Lkw-Planen - die Startnummern für die Athleten her und durfte 17.000 nach Vancouver liefern. Fazit: Wenn alles gutgeht, könnte laut Fellner für die heimische Wirtschaft in Sotschi insgesamt eine Milliarde Euro abfallen.
Brasilien ist nächster Stopp im Wanderzirkus
Die laufende WM in Südafrika ist für österreichische Betriebe längst Geschichte - jetzt konzentrieren sich etliche auf die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt: Brasilien darf sich in absehbarer Zeit gleich dreimal in Szene setzen. Nach dem Confederations Cup 2013 wird das Land sowohl die Fußball-WM 2014 als auch die Olympischen Spiele 2016 organisieren. Anlass genug, um riesige Summen in den Ausbau der Infrastruktur zu stecken. Allein das Maracana-Stadion von Rio de Janeiro soll um 250 Millionen Euro adaptiert werden.
Vom Boom im expansiven Bric-Staat dürfte beispielsweise der Vorarlberger Kunststoffflaschen-Erzeuger Alpla profitieren: Er betreibt dort bereits zehn Werke und kann sich der Aufträge kaum erwehren. Auch die Voest-Tochter VAE Eisenbahnsysteme, längst vor Ort präsent, steht Gewehr bei Fuß. Die übrigen 160 Außenstellen rot-weiß-roter Unternehmen, die in Brasilien angesiedelt sind, wittern ebenfalls geschäftliche Chancen - vor allem in den Bereichen Verkehr, Energie oder Telekommunikation. Es müssen beispielsweise Straßen und Hotels gebaut, Bahnverbindungen modernisiert und Umweltschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Wer wie der Amstettner Schalungsspezialist Doka den Markt bereits kennt, könnte sich Millionen sichern. Für alle anderen wird die WKO-Außenhandelsstelle São Paolo im kommenden Oktober im Rahmen einer Marktsondierungsreise österreichischer Unternehmer zur Verfügung stehen.
Do & Co-Chef Dogudan hofft, dass seine Firma die Briten bei den Olympischen Spielen 2012 bekochen darf.
Weltmeisterschaft in Südafrika
Die derzeitige Fußball-WM hat sich für manche österreichische Betriebe zweifellos gelohnt: Die auffällige Fassade des Soccer-City-Stadions in Johannesburg etwa, bei dem Kräne der Welser Firma Felbermayr im Einsatz waren, stammt von der Salzburger Firma Rieder und dem Tiroler Metallbauspezialisten Valenta. Für die Eingangsschranken in sechs der zehn WM-Stadion ist Weltmarktführer Skidata zuständig. Die Tiroler Swarco AG stattete Johannesburg und Kapstadt mit modernen Verkehrsampeln aus. Der oberösterreichische Präsentations- und Installationsspezialist AV Stumpfl lieferte für drei Millionen Euro die Steuerung für die Medientechnik. Für die Stromversorgung der VIP-Bereiche wiederum zeichnet die in Niederösterreich beheimatete The Power Company verantwortlich.