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Die USA haben sich wirtschaftlich stabilisiert - Österreich profitiert davon.
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New York/Wien. Die amerikanische Wirtschaft macht große Fahrt voraus und Österreich ist mit im Schlepptau. Nach den Krisenjahren hatte sich die US-Wirtschaft zwar allmählich erholt, war jedoch immer wieder von Rückschlägen geprägt. So ging das Wirtschaftswachstum etwa noch im ersten Quartal 2014 gegenüber dem Vorquartal um 2,1 Prozent zurück (saisonbereinigt und auf das Jahr hochgerechnet). Doch die instabilen Zeiten gehören endgültig der Vergangenheit an, erklärte Michael Friedl, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in New York, am Dienstag.
"Die nackten Zahlen in den USA sind sehr gut. In drei Monaten wurden eine Million Arbeitsplätze geschaffen", so Friedl. Die Arbeitslosigkeit ist mit etwa 5,6 Prozent auf einem Rekordtief, während das Wirtschaftswachstum inzwischen konstant zulegt. Sinkende Preise und niedrige Inflation haben dafür gesorgt, dass sich die Amerikaner trotz ungefähr gleichbleibenden Lohns mehr leisten können. Mit verantwortlich dafür ist der niedrige Benzinpreis, der einer durchschnittlichen vierköpfigen amerikanischen Familie 1000 Dollar (916 Euro) mehr ins Börserl spült. Es gibt sogar Pläne, den Mindestlohn, der je nach Bundesstaat bei 7,5 bis 8,75 Dollar pro Arbeitsstunde liegt, zu erhöhen.
USA werden Italien als Handelspartner überholen
Die ökonomische Euphorie unterstreicht auch der Einkaufsmanagerindex des Forschungsinstituts Markit. Der Barometer für die US-Industrie stieg diesen Monat von 55,1 auf 55,3 Punkte und hat damit den besten Wert seit Oktober erreicht. Das, obwohl eigentlich mit einem starken Rückgang gerechnet worden war.
Von der guten Wirtschaftslage in den USA profitiert auch Österreich. Mit 7,8 Milliarden Euro hat Österreich 2014 einen Exportrekord in die USA erzielt. Dem gegenüber stehen Importe Österreichs aus den USA in Höhe von 4,5 Milliarden Euro, was somit eine positive Handelsbilanz mit den USA in Höhe von 3,3 Milliarden Euro bedeutet. Friedl ist überzeugt, dass die USA noch dieses Jahr, spätestens jedoch 2016, Italien als zweitwichtigste Destination (nach Deutschland) für österreichische Exporte überholen werden. Derzeit liegen die wiedererstarkten Amerikaner nur noch 600 Millionen Euro hinter den stagnierenden Italienern.
Österreichische Produkte sind in den USA jedenfalls sehr gefragt. Das hängt zwar auch mit dem günstigen Wechselkurs zusammen. Aber die gesteigerte Nachfrage nach österreichischen Produkten hat laut Friedl schon vor der Abwertung des Euros gegenüber dem Dollar eingesetzt.
Die Stärke Österreichs liegt in den Nischenprodukten: Automobilteile, energieeffiziente Motoren und Lebensmittel. Besonders österreichischer Wein erlebt in den USA einen Aufschwung. "In fast jedem Lokal gibt es jetzt österreichischen Wein, und zwar nicht nur eine Sorte", sagt Friedl. Der Weinexport habe um etwa 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt, zu 80 Prozent handle es sich dabei um Weißwein. Besonders beliebt: der Grüne Veltliner. Dafür haben österreichische En ergy Drinks (Red Bull) nachgelassen (minus vier Prozent).
Einen Schönheitsfehler gibt es allerdings. Der US-Zug nimmt an auf, allerdings stellt sich die Frage "ob alle im selben Zug sitzen", erklärt Friedl. Afroamerikanern gehe es nämlich unverhältnismäßig schlechter als ihren weißen Mitbürgern. Im Schnitt ist die Arbeitslosigkeit bei Ersteren doppelt so hoch wie bei Letzteren. Besonders gut wird die Situation an folgendem Beispiel sichtbar: Im Bundesstaat Nevada, das die höchste Arbeitslosigkeit unter Weißen zu verzeichnen hat, haben sieben Prozent von ihnen keinen Job. In Virginia wiederum, das die niedrigste Arbeitslosigkeit unter Afroamerikanern zu verzeichnen hat, haben acht Prozent von ihnen keinen Job.
Walmart plant Großinvestition in US-Produkte
Langsam ziehen in den USA auch die Verbraucherpreise wieder an. Im Februar legte die Inflation zum Vormonat um 0,2 Prozent zu, wie das US-Arbeitsministerium am Dienstag bekanntgab. Mit der aufstrebenden Wirtschaftslage in den USA kehren dorthin auch wieder Selbstbewusstsein und Firmen zurück. Offshore-Betriebe, vor allem aus Ostasien, seien nun wieder in den USA ansässig und die Supermarktkette Walmart hat angekündigt, 50 Milliarden Dollar in US-Produkte investieren zu wollen.
Wen es angesichts dieser Entwicklung in die USA drängt, der sollte vor allem auf seine Präsentationsstrategie achten. Im Gegensatz zu Österreich, wo gewachsene Firmenstrukturen, Aufstellung und Qualität wichtigste Kriterien für Investitionen seien, gehe es in den USA vor allem um eines: den zu erwartenden Verdienst, erklärt Friedl. Und: "Die Frage ist nicht, wo ich reüssieren kann, sondern wie ich mich verkaufe."