Rekordverdächtig präsentierte sich in der vergangenen Woche der Wiener Aktienmarkt. Es war weniger das Ausmaß der Kursausschläge, sondern vielmehr die kurze Zeit, die gereicht hat, um von einem Wochenplus in ein Minus zu drehen.
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In mühevoller Kleinarbeit stieg der Leitindex ATX Tag für Tag an, dem - wie es zunächst aussah - ein krönender Abschluß am Freitag folgen sollte. Tatsächlich aber drehte der Markt in der letzten halben Stunde überraschend und bescherte eine negative Performance.
Die Überraschung war vor allem deshalb so groß, weil es zuvor überhaupt keine Anzeichen einer Schwäche gegeben hatte. Eher das Gegenteil war der Fall. Nachdem der ATX vier Tage hindurch über der ominösen Marke von 1.100 Punkten geschlossen hatte und am Freitag sogar auf ein seit zehn Wochen (1.113 Punkte) nicht mehr gesehenes Niveau geklettert war, wurde in der letzten halben Handelsstunde alles zunichte gemacht.
Verantwortlich dafür zeichneten vor allem die Indexschwergewichte Telekom Austria, Erste Bank und OMV sowie eine Reihe anderer ATX-Titel. In den Tagen zuvor war das Handelsgeschehen durchwegs von Optimismus geprägt, der von einigen Sonderfaktoren ausgegangen ist.
Die internationalen Börsen schafften in der abgelaufenen Woche ein moderates Plus und die nun zu Ende gehende Berichtssaison bei den heimischen Unternehmen hatte vor allem mit den guten Quartalszahlen von Wienerberger und RHI angenehme Überraschungen parat.
Der ATX schloß mit dem Wochentief von 1.091,96 Zählern, was im Wochenabstand ein Minus von 0,55% bedeutet. Dieser Rückgang ist zwar wenig dramatisch, eine halbe Stunde zuvor war aber der Leitindex immerhin noch bei plus 0,7% gelegen. Der den Gesamtmarkt repräsentierende WBI beendete die Woche mit 461,24 Punkten sogar um 0,37% über dem Stand der Vorwoche. Auch der wachstums- und technologieorientierte ViDX lag mit seinen 596,71 Zählern um 1,27% über dem Schluß der Vorwoche.
Im prime market kletterten JoWooD um 31,9%, nachdem die Aktie in der Woche zuvor unter die Marke von einem Euro gerutscht war. Die Meldung, dass der Computergame Publisher frisches Geld bekommen soll, hat der Aktie zu diesem Anstieg verholfen. BWT gingen nach den herben Kursverlusten in der Vorwoche mit einem neuen Allzeittief wieder in die andere Richtung und zogen um 8% an. Agrana legten um 7,1% zu und erzielten damit ein neues Jahreshoch. Bei Telekom Austria wirkten noch die guten Quartalszahlen nach. Nachdem die psychologisch wichtige Marke von 9 Euro geknackt wurde, war der Weg nach oben weiter frei und brachte der Aktie bereits ein Plus von über 6%. In der letzten halben Handelsstunde ist allerdings bei hohem Umsatzvolumen ein Großteil der Performance wieder verloren gegangen, so dass nur mehr ein bescheidenes Plus von 2,6% übrig geblieben ist.
Positiv vom Markt aufgenommen wurden die Neunmonatsergebnisse der Wienerberger, wobei sich aber der Kursanstieg in Grenzen hielt. Gegen Wochenschluß wurde der Aufwärtstrend der Wienerberger durch eine deutliche Korrektur allerdings wieder in Frage gestellt. Auch RHI konnten zunächst zulegen, drehten aber noch knapp ins Minus. Der Markt scheint noch nicht so recht daran zu glauben, daß die RHI-Ergebniszahlen wirklich so gut sind.
Auf der Verliererseite standen in erster Linie CLC und Feratel mit Rückgängen von 11,8% bzw. 10%. Tiefer notierten auch Rosenbauer (-3,8%), Flughafen Wien (-3,4%), OMV (-3%) und Mayr-Melnhof (-2,8%). Nach wie vor in einem leichten Abwärtstrend befindet sich Erste Bank, die um 2,7% nachgegeben haben.
Im standard market continuous gaben Lenzing (+7,4%) und Porr Vorzug (+5,7%) wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich. SW Umwelttechnik scheinen nach einem weiteren Rückgang (-4,3%) langsam wieder Boden zu finden.
Im standard market auction gab es am Donnerstag mit conwert Immobilien wieder einen Zuwachs. Die Aktie startete allerdings gerade einmal um 5 Cent höher als der Ausgabepreis (11 Euro).
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse