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Wissen Sie, was ein Snuff-Film ist? Ein Film, in dem Sex- und Gewaltszenen bis hin zu grausamen Tötungen echt sind. Die gute Nachricht: Snuff ist ein moderner Mythos.
Oder doch nicht ganz. Der ORF zeigt mindestens einmal pro Woche einen Snuff-Film. Die Snuff-Serie heißt "Universum". Zu sehen sind echte Tiertötungen. Je grausamer, desto besser. Je blutiger, desto eher bleibt die Kamera drauf. Der Zuschauer ist voll dabei, wenn das Raubtier angreift, tötet, zerreißt. Fressen und Gefressenwerden als Abendunterhaltung.
Die Eisbären-Sendung kürzlich war da nahezu harmlos. Die Opfer: eine Robbe, ein Belugawal, eine nicht genauer erkennbare Menge von Walrossen - das unterschreitet den "Universum"-Durchschnitt von geschätzten sieben bis elf Tötungen pro Sendung gewaltig. Und der Tiersex fehlte ganz.
Tatsächlich ist der Naturfilm in der Krise. Jedes Tier ist dokumentiert, jeder Lebensraum auf Zelluloid oder Videomaterial gebannt. Also locken nur noch möglichst spektakuläre Szenen Zuschauer an. Motto: Ein Eisbär ist uninteressant, eine Robbe langweilig. Aber ein Eisbär, der eine Robbe tötet, ist ein "Universum"-Beitrag (wenn auch diese Woche der Schwerpunkt zweimal bei der menschlichen Kreatur liegt).
Die Doppelmoral des ORF besteht indessen darin, Gewaltszenen aus Filmen, die tief in der Nacht laufen, mitunter bis knapp an die Sinnentstellung zu kürzen, obwohl diese Szenen ausschließlich der Spielplatz von Tricktechnikern sind. Aber der echte Tod wird gezeigt. Ungekürzt. Um 20.15 Uhr. In einer Serie, deren Titel nur die halbe Wahrheit enthüllt. Die ganze wäre: Universum der Bestialität.