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Schladming, Oktober 2014. Die "Wiener Zeitung" bat Mikaela Shiffrin damals anlässlich des Atomic Media Day zum Interview. Dabei brachte schon die erste Frage die US-Amerikanerin aus dem Konzept: "Sie haben mit Ihren 19 Jahren so gut wie alles gewonnen. Was bleibt da noch?" Wirklich, was antwortet man als Weltcupsiegerin, Olympionikin und Weltmeisterin auf so eine Frage? Shiffrin versuchte es so: "Es ist großartig, fast surreal. Ich habe ja immer davon geträumt, Rennen zu gewinnen und bei einer WM oder bei Olympia eine Medaille zu holen. Nie habe ich mir aber vorgestellt, dass einmal Straßen nach mir benannt werden und ich zu großen Ehrungen eingeladen werde."
Nun dürften noch einige Straßen und Ehrungen hinzukommen, gilt doch Shiffrin mit den Gewinn ihrer 86. Weltcuptrophäe in Aare und der damit verbundenen Einstellung des Siegrekords von Ingemar Stenmark endgültig als beste Skifahrerin aller Zeiten. Hätte die heute 27-Jährige vor acht Jahren in Schladming den Bruch des Stenmark-Rekords als Ziel genannt, hätte dies - Shiffrin hielt damals bei gerade einmal neun Weltcupsiegen (alle Slalom) - wohl Kopfschütteln ausgelöst. Was bildet sich das Mädel ein? Wenn die Welt es einer Athletin zugetraut hätte, dieses Ziel zu erreichen, so wohl Lindsey Vonn, die damals bereits 59 Weltcups gewonnen hatte.
Ironischerweise kam es anders. Vonn jagte dem Rekord derart besessen hinterher, sodass sie am Ende mit kaputten Knien und ohne Stenmark-Erbe dastand. Shiffrin hingegen übte sich stets in Bescheidenheit und beließ es dabei, dem Ausnahme-Schweden Respekt zu zollen. Und auch sonst hob sie sich von Vonn und deren Allüre, unbedingt Männerrennen bestreiten zu wollen, ab. Echte Sieger gewinnen eben nicht nur Rennen, sondern auch Herzen.