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Nur neue Produktreihen können Apple in lichte Gewinnhöhen zurückbringen.
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Cupertino/Wien. Tim Cook ist geknickt: "Ja, unsere Wachstumsrate hat sich verlangsamt und unsere Margen sind gesunken", gibt Apples Chef anlässlich der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal 2013 unumwunden zu. Satte 17,9 Prozent beträgt der Gewinnrückgang des Technologie-Konzerns mit dem Apfellogo; damit verbucht Apple erstmals seit einem Jahrzehnt einen niedrigeren Gewinn als im Vorjahreszeitraum. Noch schlimmer für die Aktionäre: Cook stimmt sie darauf ein, dass die enormen Gewinnmargen der vergangenen Jahre wohl künftig passé sein werden.
So negativ lesen erfolgsverwöhnte Analysten die Quartalszahlen. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn trotz des starken Rückgangs liegt der Gewinn immer noch bei 9,5 Milliarden Dollar (7,3 Mrd. Euro) - der vierthöchste Ertrag in der Firmengeschichte. Und der Umsatz stieg gar um mehr als elf Prozent auf 43,6 Milliarden Dollar. Weiterhin blendend verkaufen sich iPhone und iPad: 37,4 Millionen Telefone - 2,3 Millionen mehr als im vorigen Quartal - gingen über den Ladentisch, die Zahl der abgesetzten Tablets schoss gar um 65 Prozent auf 19,5 Millionen Stück in die Höhe.
Trotzdem herrscht Unzufriedenheit bei Brokern und Aktionären. Apple versucht der Stimmung Wind aus den Segeln zu nehmen, indem das Unternehmen tief in die Tasche greift. Seit 1997 wurde keine Dividende ausbezahlt, nun verspricht Cook den Anteilseignern 12,20 Dollar pro Aktie für das laufende Jahr. Bis 2015 werden 100 Milliarden Dollar an Dividenden und für Aktienrückkaufprogramme ausgegeben. Ursprünglich waren "nur" 45 Milliarden vorgesehen. Leisten kann sich Apple diese pekuniäre Beruhigungspille allemal; man sitzt auf Reserven in Höhe von 145 Milliarden Dollar.
Auf dem Weg zum "normalen" Unternehmen

Schmerzlicher ist für Konzernchef Cook der drohende Abstieg vom alles überstrahlenden zu einem gewöhnlichen Unternehmen. Die derzeitigen Gewinnspannen von über 35 Prozent sind in diesem Umfeld künftig kaum mehr erreichbar. Denn der Markt an teuren Smartphones - getragen von Europa, Nordamerika, China, Japan und Südkorea - wird bald gesättigt sein. Während Hauptkonkurrent Samsung auch günstigere und weniger aufwendige Handys im Angebot hat, setzt Apple weiter auf ein Produkt. Das teure iPhone garantiert zwar heute hohe Margen, aber es ist für Einwohner von Schwellernländern nahezu unerschwinglich. Cook rechnet mit einer aufstrebenden Mittelschicht in den Schwellenländern und verzichtet auf eine abgespeckte Variante.
Überhaupt fehlt es an neuen, innovativen Produkten. 2007 kam das iPhone auf den Markt, drei Jahre später folgte das iPad. Ein TV-Gerät geistert seit Langem durch die Gerüchtebörse, mittlerweile auch die Computer-Uhr iWatch. Konzernchef Cook vertröstet auf Herbst. Jedoch kann Apple nur an die Höhenflüge der vergangenen Jahre anschließen, wenn wieder ein revolutionäres Produkt gelingt, das kaufkräftige Kunden anlockt. Sonst droht der noch immer lukrative, aber für die Superstars verhältnismäßig graue Alltag.