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Der Song Contest sorgt ja nicht zuletzt auch für patriotische Aufwallungen. So in der Art: Wenn ein Fußballspiel ein Ersatzkrieg ist, dann ist der Song Contest ein Ersatzfußballspiel. So signalisieren manche "ihrem" Song-Contest-Teilnehmer ihre Unterstützung etwa, indem sie die Fahne des Landes ins Fenster hängen. Das ist in Österreich erlaubt - auch dann, wenn es ohne konkreten Anlass unternommen wird. Es sei denn, so scheint es, es handelt sich um die israelische Fahne. Denn die israelische Fahne steht - nun, eben für Israel. Kontra Israel ("Kindermörder Israel" - wir erinnern uns an die Parolen) - kein Problem. Pro Israel - ein Weltuntergang.
So wurde der Mieter einer Wohnung in Wien von seiner Hausverwaltung aufgefordert, die Israel-Fahne zu entfernen. Ein "Bewohner der Nachbarliegenschaft", heißt es im Briefverkehr, erkenne in der Fahne ein "Symbol einer für ihn sehr schmerzhaften und traurigen Vergangenheit" - und jetzt mag er diese Fahne nicht mehr sehen. Warum die Hausverwaltung nachgibt und das Persönlichkeitsrecht des Mieters beschneiden will, möge sie selbst erklären.
Mich interessiert dabei: Wenn ich mich durch eine Nationalfahne gestört fühle, wird meiner Forderung, sie zu entfernen, in jedem Fall nachgegeben? Wird also zum Beispiel eine norwegische Fahne abgehängt, weil mir in Oslo der Lutefisk nicht bekommen ist? Oder trifft das nur bei Ressentiments gegen Israel zu?
Gilt es nämlich nur für die israelische Fahne, dann greift das Prinzip, dass man Antisemitismus daran erkennt, dass man Juden etwas verweigert, was man Nicht-Juden jederzeit zugesteht.