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Der Zauber Salieris

Von Hermann Schlösser

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Der Komponist Antonio Salieri blieb der Nachwelt vor allem als Feind Mozarts in Erinnerung. Lange hielt sich sogar das Gerücht, er habe seinen Konkurrenten vergiftet. Dass Salieri ein erfolgreicher Opernkomponist gewesen ist, geriet über dieser Kriminallegende fast in Vergessenheit.

Derzeit kündigt sich eine Renaissance dieses Komponisten an. Die renovierte Mailander Scala wurde dieser Tage mit seiner Oper "Europa riconosciuta" wiedereröffnet. In Mailand findet auch gerade eine große Salieri-Ausstellung statt, die vom Wiener Da-Ponte-Institut ausgerichtet wurde.

Zu den wichtigen Protagonistinnen dieser Neubesinnung gehört die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli. Sie hat einen Beitrag für den Katalog der Ausstellung verfasst, und vor allem das "Salieri-Album" - eine CD mit Opernarien - herausgebracht.

Am Sonntagabend spielte sie auch die Hauptrolle in dem vom ZDF ausgestrahlten "Dokuspiel" "Warum Salieri, Signora Bartoli?" Neben ihr trat unter anderem Gerard Depardieu in der Rolle des alten Salieri auf, der sich in sentimentalen Rückblicken seiner Erfolge und Niederlagen erinnerte.

Leben und Werk des Komponisten wurden hier also fernsehgerecht "visualisiert". Das war ehrenwert, aber im Grunde unnötig. Denn die Frage "Warum Salieri?" wurde am überzeugendsten durch seine Musik selbst beantwortet. Sobald Cecilia Bartoli zu singen begann, verstummten alle Fragen.