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Hegelgasse 12 ist erste Adresse für die Förderung künstlerischer Begabungen. | Aufnahme nur nach Eignungstests. | Wien. Schon die künstlerische Gestaltung des Stiegenhauses und der Gänge im Haus Hegelgasse 12 in der Wiener Innenstadt fällt auf. Sie zeigt, dass man sich in keiner gewöhnlichen Schule befindet, und sie sprach auch die derzeitige Schulsprecherin Angelika Geissler, als sie das erste Mal das Schulhaus betrat, sofort an. Geissler war sehr angetan von dieser Schule, vor allem auch von "den starken Persönlichkeiten" unter den Schülern, die sie als sehr freundlich und hilfsbereit erlebte.
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Das im Gebäude der einstigen Lehrerbildungsanstalt untergebrachte Oberstufenrealgymnasium, das die Jury der "Wiener Zeitung" für Juni 2008 zur "Schule des Monats" kürte, ist in 13 Schuljahren unter Direktor Michael Jahn zu einem Unikat in Österreich geworden, das Schwerpunkte in der Kunsterziehung setzt: Wer für Musik, bildende Kunst, Theater, Tanz oder Audiovision besonderes Talent und Interesse mitbringt, kann hier mit spezieller Förderung rechnen.
Bei 250 Anmeldungen für 120 Schulplätze in den vier Zweigen des ersten Jahrgangs muss man allerdings erst einen Eignungstest bestehen. Lea Hartl und Pia Cencig, die im zweiten Jahrgang den nur an dieser Schule bestehenden Zweig Polyästhetik (Schauspiel, Tanz, Musical, Bühnengestaltung) besuchen, erinnern sich, dass der Test vier Stunden gedauert hat, ihnen der Unterricht aber jetzt sehr gut gefällt und das weite Spektrum der künstlerischen Aktivitäten sie sehr begeistert. Im letzten Schuljahr gab es allein für die 30 Polyästhetik-Plätze 90 Bewerbungen, berichtet Direktor Jahn.
Die Schüler bescheinigen den Lehrern, vor allem auch dem Direktor, bei Problemen immer als Ansprechpersonen zur Verfügung zu stehen. "Wir bemühen uns, dass sich Lehrer und Schüler auf Augenhöhe begegnen können", betont der Musikerzieher Peter Hrncirik, der das Klima an der Hegelgasse als viel offener empfindet als an seiner früheren Schule. Auch "der Zusammenhalt und der Teamgeist" unter den Lehrern begeistern ihn.
Pionier im Fach Ethik
Direktor Jahn hebt neben der einmaligen künstlerischen Ausrichtung noch eine Stärke dieser Schule hervor: "Wir waren Trendsetter beim Ethikunterricht. Wir waren die ersten, die bei diesem Schulversuch vor elf Jahren dabei waren, haben einen eigenen Lehrplan entwickelt und einen alternativen Pflichtgegenstand zur Religion geschaffen." Von Absolventen der Hegelgasse sei im Rückblick große Zufriedenheit mit diesem Fach bekundet worden. Jahn: "Unsere Schule wird nun als Maßstab für die Evaluation genommen, ich bin sehr dafür, dass das ins Regelschulwesen kommt."
Mit Bezug auf Ödön von Horvaths Stück "Jugend ohne Gott" gibt sich Jahn überzeugt, dass es wichtig ist, Schüler, die sich vom Religionsunterricht abmelden, zu einem Ethikunterricht zu verpflichten: "Eine Jugend, die keine Werterziehung bekommt, ist viel leichter manipulierbar."
Was den Schülern besondere Freude macht, ist, dass sie bereits parallel zur Ausbildung viele künstlerische Auftritte oder Ausstellungen haben, sei es musikalisch in Kirchen oder Konzertsälen, sei es bildnerisch in Museen und Galerien. Jahn freut sich schon auf ein Projekt im nächsten Schuljahr, wo alle vier Zweige zusammenarbeiten werden.
Steckbrief
Das Bundesoberstufenrealgymnasium Wien I, Hegelgasse 12, besuchen in diesem Schuljahr 282 Schülerinnen und 118 Schüler, verteilt auf zwölf Klassen in vier Jahrgängen.
Die Schule bietet derzeit vier Zweige an: Musik, Bildnerische Erziehung, Polyästhetik und seit einem Jahr Audiovision statt dem auslaufenden Zweig Naturwissenschaft.
Wegen der zahlreichen Anmeldungen erfolgt die Aufnahme erst nach einem Auswahlverfahren, bei dem viele Bewerber auf der Strecke bleiben.
http://h12.at/h12/index.html