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Der Zeitenwandel, ach ja . . .

Von Reinhold Aumaier

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Gut gemachtes Radio informiert und unterhält nach wie vor am allerbesten. Letzten Donnerstag konnte man bei Ö1 einmal mehr die Probe aufs Exempel machen. In den "Dimensionen" war anlässlich einer Ausstellung ein Porträt über den Heldenplatz zu hören - Brennpunkt der Geschichte von 1848 bis heute. Als man die sattsam bekannten Auszüge aus Hitlers sogenannter "Befreiungsrede" und die vom Volk zurückgebellten "Heil!"-Rufe vernahm, ertapptest du dich beim Gedanken: Schön wär's gewesen, wenn jemand - ein einziger nur - die voraus zu ahnen gewesene Wahrheit über die Lippen gebracht und "Unheil!" gerufen hätte.

Erhellend, wenn auch (im Nachhinein) nicht wirklich heilend, die lyrischen und theatralischen Behandlungen des heiklen Platzes, wobei Ernst Jandls genialisches Poem "wien. heldenplatz" für mein Gefühl stets die Nase vorn haben wird als Kommentar zu Gröfazens "größter Vollzugsmeldung seines Lebens".

Um 19.30 Uhr dann die Erholung, die Erlösung - die reine große Kunst. Helmut Jasbar & Albert Hosp lieferten sich im Rahmen der immer besser werdenden Reihe "Ach, der Zeitenwandel" eine sogenannte CD-Battle. Die Kategorien dafür lauteten u. a.: schnell, traurig, modern, altmodisch, lustig. Bei modern hatten beide ohne Absprache einen gewissen Herrn Ludwig van B. auf der Liste. Man nickte zustimmend und freute sich still, wenn im Gegenzug Zeitgenössisches als altmodisch entlarvt wurde. Am beglückenden Schluss das Gigantentreffen Chick Corea/Bobby McFerrin. Ihre Version der "Autumn Leaves": ein Geniestreich, gültig und genießbar zu jeder Jahreszeit, an jedem Tag.