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Washington - Nach elf Tagen Krieg im Irak wachsen an der politischen Front die Probleme für die USA. Vor der Invasion hatte die Regierung in Washington gehofft, mit einem schnellen Sieg vor allem die arabische Welt davon zu überzeugen, dass auch sie vom Fall eines autoritären Systems profitieren könne. Je länger der Krieg aber Bilder von getöteten irakischen Zivilisten produziert, umso stärker werden die antiamerikanischen Gefühle weltweit, warnt der frühere Terrorismusexperte im Nationalen Sicherheitsrat, Daniel Benjamin. Der Zeitfaktor wird zum Problem für die USA: Noch sind große gewalttätige Demonstrationen in den arabischen Ländern nicht vorgekommen, wie sie von vielen befürchtet werden. Länder wie Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien gelingt bis jetzt die Gratwanderung, die USA so zu kritisieren, dass ihre Bevölkerung sich damit zufrieden gibt, und zugleich stillschweigend die US-Kriegsmaschinerie zu unterstützen.
Zwei oder drei Monate Krieg könnten die Lage grundlegend verändern und die Regierungen dieser Länder zwingen, entweder öffentlich mit den USA zu brechen oder sich mit erheblichen Unruhen konfrontiert zu sehen. Benjamin und andere Experten sagen, dass die USA ja nicht darauf angewiesen seien, dass sie "gemocht" werden. Schwieriger würde es aber für Washington, wenn derzeit gewährte Unterstützung wegfallen würde. Zugleich wächst mit Fortdauer des Krieges die Gefahr, dass Extremisten Zulauf bekommen. Der irakische Vize Ramadan sagte am Samstag, tausende moslemischer Freiwilliger strömten in den Irak, um sich im Kampf gegen die USA zu opfern.